A wie aber
„Aber, aber, aber…!“
Das Aber ist das neue Nein.
An dieses kleine Wörtchen muss mindestens noch ein Satz oder gar eine ganze (manchmal etwas wirre) Erzählung angeschlossen werden, bevor der Gesprächspartner antworten kann.
Ein wunderbares Einleitungswort bei großem Redebedürfnis.
B wie Bauch
Für E gibt es in ihrer Zeitrechnung bereits zwei Zäsuren:
E in Mamas Bauch → E als Baby → E als „großes“ Kindergartenkind
Vor einigen Wochen erzählte ich ihr etwas aus meiner Kindheit. Da fragte sie: „Und wo war ich da?“ Mit der Antwort, dass es sie damals noch nicht gegeben hatte, konnte sie offenbar nichts anfangen, denn sie fragte erneut: „Aber, wo war ich da?“ Also stotterte ich etwas ratlos herum, und meinte letztendlich, dass sie damals sozusagen schon in meinem Bauch war. Das genügte ihr. Vorläufig.
Einige Tage später, wir sprachen wieder über mich als Kind, also eine längst vergangene Zeit, da hakte E plötzlich nach: „Ich war da in deinem Bauch. Aber in welchem Bauch war dann Z?„ [Z ist ihre kleine Schwester – für jene, die das noch nicht wissen sollten]
C wie Conni
„Ein Connibuch!“ … häufige Antwort auf die Frage, welches Buch wir gemeinsam lesen wollen.
„Wie bei Conni!“ … häufiger Kommentar, wenn eine reale Situation an eine Conni Episode erinnert
Conni kann einfach alles und ist ein großes Vorbild für E. Mit ihr lernen wir Schritt für Schritt das wahre Leben kennen ohne raus zu müssen: Wie fährt man Ski, wie verhält man sich, wenn man im Kaufhaus verloren geht, wie ist es zu fliegen, was passiert beim Kinderarzt usw.
D wie Das passt (nicht)
Mit dem Satz „Das passt aber nicht dazu!“ leitet E fast jedes unserer Essen ein.
Wenn die Schüssel (buntes Plastik) und der Löffel (mittlerweile meist einfach ein gewöhnlicher Teelöffel) für Z nicht dieselbe Farbe aufweisen, werde ich von E lautstark darauf hingewiesen.
„Das passt genau zu …“ höre ich zum Glück noch meistens, wenn es um die Zusammenstellung ihrer Kleidung für den Kindergarten geht. Eine Entscheidung, die – noch – ich treffe. Doch die Ratschläge, Wünsche und Anregungen von Seiten der Anzuziehenden nehmen zu. Bubeneltern bleiben von derlei Konfliktpotential vermutlich etwas länger verschont (?)
E wie Eleganz
E tanzt gerne. Nachdem sie das Buch „Conni tanzt“ bekommen hatte, versuchte sie sich auch an Ballettbewegungen. Da ich als Kind selbst ein paar Jahre Ballettunterricht genossen hatte, begannen wir die im Buch beschriebenen Figuren gemeinsam nachzumachen.
Abends zeigten wir meinem Mann unser Können. E tanzte herum und als ich sagte „Gand Plié“ machte sie eine tiefe Kniebeuge, allerdings nicht mit geradem Rücken, sondern weit nach hinten gestrecktem Popo und die Fersen berührten einander noch nicht einmal ansatzweise. Das ganze erinnerte eher an einen hockenden Frosch als an eine Primaballerina. Doch E strahlte meinen Mann an und rief: „Papa, schau! Ich bin ein Ballett!“
F wie Freundin
Im Buch „Conni geht zum Arzt“ wird Conni vom Arzt gefragt, ob sie schon eine Freundin hat. E verkündet dann immer stolz, dass sie auch eine Kindergartenfreundin hat. Neulich, als mein Mann das Buch mit ihr las, ergänzte sie dann noch: „Papa, du brauchst eine Freundin!“
G wie Geburtstagskuchen
Ein Geburtstag wird definiert durch
- Kerzen auf der Torte
- das Geburtstagsständchen
- Geschenke
- eventuell einer Krone (aus Papier), aber vor allem
- die Torte
Zumindest sieht meine Tochter das so.
Als ihre Patentante Geburtstag hatte, riefen wir an, um zu gratulieren. E sagte sofort „Happy Birthday, Tante X!“ als sich X meldete. Es folgte ein Monroe-würdiges Geburtstagsständchen von E. Kaum hatte sie fertig gesungen, fragte sie X aufgeregt: „Kriegt jetzt jeder ein Stück [Torte]?“
H wie Happy Birthday
An meinem eigenen Geburtstag war ich krank und wollte daher das Kuchenbacken verschieben. Doch als ich meiner Familie beim Frühstück diesen Entschluß mitteilte, fing E bitterlich zu weinen an und stammelte völlig am Boden zerstört: „Aber, aber, aber, dann können wir ja nicht singen! Wenn es keinen Kuchen gibt, dann können wir ja nicht singen!“
Ich war so gerührt, dass wir dann vormittags doch noch einen kleinen Kuchen gemeinsam buken. Nachmittags durfte ich Kerzen ausblasen und E konnte für mich ‚Happy Birthday‘ singen. Der Geburtstag war gerettet.
Von dem Schokoladeherz, das sie für mich mit Papa gekauft hatte, bekam ich allerdings nur das Glitzerpapier. Die Schokolade war zu verlockend für die Geschenksüberbringerin.
I wie im Wartezimmer
Wochenende. Wir waren alle krank. Also, ab zum Arzt. Im Wartezimmer, wo man unweigerlich mithört, was die anderen Leute untereinander reden, sagte E plötzlich und unvermittelt, aber richtig laut und erwartungsvoll: „Wenn ich groß bin, brauche ich keine Eltern mehr!“
Während wir verwundert E anstarrten, richteten sich alle anderen Augen rundherum auf mich und meinen Mann.
J wie joggen
Im Frühjahrswimmelbuch von Rotraut Susanne Berner findet sich die „Manfred-Episode“:
Manfred rutscht auf einer achtlos weggeworfenen Bananenschale aus und zerreißt sich die Jogginghose. Elke eilt ihm zu Hilfe und begleitet ihn auch ins Geschäft, um eine neue Hose zu kaufen. Auf der letzten Seite sitzen die beiden dann gemeinsam auf einer Parkbank.
Durch diese kleine Geschichte hat E die Begriffe „joggen“ und „Jogginghose“ kennengelernt. Seither freut sie sich immer unheimlich, wenn sie eine bequeme Stoff- oder Trainingshose anziehen darf (also fast täglich): „Eine Jogginghose!“ Kaum hat sie die Hose an, hüpft sie mit wilden Verrenkungen durch die Wohnung und ruft „Ich jogge! Ich jogge!“
K wie kleine Schwester
Vor dem Kindergarten beim Spielen, E jammert: „Kannst du bitte die Z ins Gitterbett legen. Sie stört mich.“
Nach dem Kindergarten beim Spielen, E jammert: „Kannst du bitte Z stillen. Sie stört mich.“
Vor dem Schlafengehen: „Kleine Schwester, ich hab dich so lieb. Ich geb‘ ihr noch ein Bussi“
L wie laut
Ich frage mich, wie E im Kindergarten neben ca. 20 anderen redenden, singenden, lachenden, spielenden oder herumlaufenden Kindern überhaupt spielen kann. Zu Hause gab es schon öfter Szenen der folgenden Art:
E möchte ein Puzzle legen, Z schaut zu. Also setzte ich mich ans Klavier, um ein bißchen zu spielen. Ich komme sowieso kaum dazu. Zuerst fragt E freundlich: „Mama, was spielst du da?“ Doch wenn ihr das Stück nicht gefällt, dann folgt recht schnell die Klage: „Es ist so laut, ich kann nicht Puzzle spielen!“
M wie Mund
„Mama, mit vollem Munde spricht man nicht!“ rief E beim Abendessen, während sie den Bissen, den sie gerade im Mund hatte im feinen Sprühregen über den Tisch verteilte. Ich selbst hatte gar nichts gesagt …
Langsam greifen die Tischmanieren – irgendwie.
N wie nur noch schnell …
Wenn wir es eilig haben, ich E zu Tisch rufe, sie Zähne putzen, sich die Schuhe anziehen oder ins Bett gehen soll ist die Standardantwort darauf: „Ich will nur noch schnell …
…ein Puzzle machen/ die Puppe wickeln/…
Da diese Antworten von mir meistens nicht gutgeheißen werden und ich darauf entgegne, dass dafür jetzt/heute keine Zeit mehr sei und sie das später/morgen machen müsse, verlegte sich E auf Zeitschindeaktionen, die schwer zu verbieten sind:
…etwas für Dich malen“ – wie soll man da Nein sagen?
…mein Spielzeug wegräumen“ – ebenfalls: wie soll man darauf Nein sagen?
O wie ohrenbetäubend
Ich spiele auf dem Klavier, E trommelt wie wild mit ihren Klanghölzern auf einer Blechdose bevor sie sich meine Blockflöte schnappt, der sie jedoch bislang nur schrilles Pfeifen entlocken kann.
E zitiert frei aus „Conni macht Musik„:“E und Mama machen Musik. Ein ohrenbetäubender Lärm!“
P wie Philantrop
Faschingsdienstag. E zieht ihr Faschingskostüm für den Kindergarten an und bewundert den Glitzerrock. „Ich möchte den Kindern im Kindergarten eine Freude machen!“
Wir ziehen eine kleine Wohltäterin groß!
Q wie Quintessenz
Wir hörten im Auto eine CD (ja, ja, ich höre noch CDs), auf der auch eine Version des Liedes „Klein Häschen wollt` spazieren gehen“ ist. Nach der ersten Strophe
Klein Häschen wollt‘ spazieren geh’n,
spazieren ganz allein,
da hat’s das Bächlein nicht geseh’n
und plumps fiel es hinein.
sagt eine Kinderstimme „Aua, mein Popo!“ Danach folgen weitere Strophen.
Wir hörten das Lied zu Ende, das nächste Lied begann. Von der Rückbank war undeutliches Gemurmel zu hören, das zunehmend lauter wurde und in Gejammere überging. Auf meine Nachfrage, was denn los wäre, meinte E schließlich weinerlich: „Noch einmal den Popo! Das Lied mit dem Popo!“
Es dauerte eine ganze Weile, bis ich diesen „Hörerwunsch“ zuordnen konnte.
R wie Ruhe bewahren
Bei uns stehen derzeit Puzzles und Memory Spiele hoch im Kurs. Da Z auch mitspielen möchte, es bislang aber nur schafft, alles durcheinander zu wirbeln und an den Teilen, die sie zwischen die Finger bekommt, herumzukauen (sie zahnt gerade), müssen wir laufend Memorysteine und Puzzleteile suchen.
Nachdem ich derartige Suchen (an allen möglichen und auch den unmöglichsten Orten im Haus) immer wieder wegen Aussichtslosigkeit abbrechen musste, dürfte ich den Satz „Das taucht wieder auf!“ bereits öfter gegenüber E benutzt haben.
Wann immer ich nun möchte, dass wir gemeinsam etwas suchen (z.B. die Socke, die sie gerade irgendwo hingeworfen hat und die nun vom Erdboden verschluckt scheint), schaut E kurz ein bißchen herum und meint dann zuversichtlich: „Das taucht wieder auf!“ Danach wendet sie sich zufrieden anderen Dingen zu.
S wie Sule
S ist ein Buchstabe, der leichter zu erlernen ist als die Kombination SCH. Dabei haben wir im deutschen Alphabet noch nicht einmal einen extra Buchstaben dafür und schon gar keine Varianten davon (wie z.B. im Russischen).
Noch finde ich die Aussprache meiner Tochter ja entzückend, aber irgendwann wird es dann ein Fall für den Logopäden, wenn an den richtigen Stellen aus dem ST nicht ein SCHT und aus dem S nicht ein SCH wird.
Bei uns heißt es also Sule, Flase, Tis, Fis, Fros, STern und STiege [die letzten beiden als S-T ausgesprochen, statt als SCH-T]. Spätestens bei der Einschulung muss es dann Schule, Flasche, Tisch, Fisch, Frosch, Schtern und Schtiege heißen – aber bis dahin ist zum Glück noch ein bißchen Zeit.
T wie Tambourine Man
Nachdem E ein kleines Tamburin geschenkt bekommen hatte, war Mr. Tambourine Man für ein paar Wochen das Lieblingslied unserer Tochter. Sie trällerte von früh bis spät die Anfangszeile „Hey, Mr. Tambourine Man!“ und liebte sowohl das Original von Dylan als auch die Version von The Byrds.
Kaum waren wir ins Auto eingestiegen, schon tönte es von der Rückbank: „Mr. Tambourine Man! Mr. Tambourine Man!„. Wehe, wenn wir die Dylan-CD stoppten bevor sie Shelter from the Storm zu Ende gehört hatte.
Wir haben einen zweijährigen Bob Dylan Fan zu Hause!
U wie unter der Decke
Neulich wollte ich mit E Verstecken spielen. Aber mit den Spielregeln hat sie noch ein bißchen Probleme:
Zuerst war E an der Reihe. Ich drehte mich zur Wand, machte die Augen zu und zählte laut bis 10. E lief los und rief: „Ich verstecke mich unter der Decke!“
Ich erklärte ihr, dass sie mir nicht verraten dürfte, wo sie sich verstecken wollte. Wir begannen noch einmal. Diesmal lief E wortlos zur Couch. Als ich dann mit den Worten „Wo könnte E denn nur sein?“ durch das Zimmer ging, kicherte sie die ganze Zeit laut unter der Decke und einen Moment bevor ich bei ihr angekommen war, warf sie die Decke zur Seite und rief lachend: „Da bin ich!“
Nun war ich an der Reihe. Vielleicht würde das besser funktionieren.
E hielt sich eine Hand vor die Augen und begann bis 10 zu zählen. Als ich zum großen Polstersessel lief, rief E, die heimlich zwischen den Fingern hindurch spähte: „Nein, Mama! Du musst dich unter der Decke auf der Couch verstecken!“
Am Verständnis der Spielregeln müssen wir noch arbeiten, aber ihr macht das Spiel auch so großen Spaß.
V wie Verbindung
E: „Ich muss der Buchstabenraupe die Beine verbinden. Sie hat sich weh getan. Ich mache eine Verbindung.“
Mama: „Du machst ihr einen Verband.“
E nicht überzeugt: „Nein, eine Verbindung.“
Mama versucht es nochmals: „Du verbindest ihr die Beine, weil sie ein Aua hat. Du machst ihr einen Verband. Eine Verbindung ist etwas anderes. Das ist eigentlich wirklich kompliziert.“
W wie Wer, Wie und Was
Das Fragealter hat begonnen. Wir haben zwar noch nicht die Warum-Phase erreicht, aber eine sehr ausgeprägte Wie-Phase, begleitet von vielen Was- und Wer-Fragen.
Wer
Auf die vielen Wer-Fragen betreffend Personen und Tieren, die in Bilderbüchern abgebildet sind, jedoch nicht zu den vom Autor benannten Hauptakteuren gehören, wusste ich oft keine andere Antwort als selbst rasch Namen und Charaktereigenschaften zu erfinden. Manchmal sagte ich E aber auch ehrlich, dass ich es einfach nicht wüsste, wir dem fraglichen Subjekt aber einfach selbst einen Namen geben könnten. Das gefiel meiner Tochter. Bald schon fragte sie begeistert: „Können wir der Schublade einen Namen geben?“ oder „Können wir dem Holzstecken einen Namen geben?“ Und sie vergab fröhlich allen Dingen denselben Namen.
Einmal fragte ich sie nach dem Abholen, wer ein anderes Kind im Kindergarten gewesen sei. Da E erst vor kurzem in diesen Kindergarten gewechselt hatte und noch nicht alle mit Namen kannte, meinte sie: „Der hat keinen Namen. Den müssen wir erst benennen.“
Wie
Nachdem E sich den Satz „Das taucht wieder auf“ von mir angewöhnt hatte (siehe auch Buchstabe D) und ihn gerne und oft anbrachte, wenn sie die Mühe des Suchens als zu groß empfand, fragte sie mich eines Tages plötzlich: „Mama, wie taucht das wieder auf?“
Was
E sang schon den ganzen Tag einen Satz aus dem Lied „Stups, kleine Osterhase“ von Rolf Zuckowski. Abends fragte sie mich dann, jedes Wort einzeln sorgfältig betonend: „Mama, was heißt das, ‚Berta, um ihn zu behüten, fing gleich an ihn auszubrüten‘?“
X wie xagt und xen
Wie ein Echo hört man aus dem Kindermund welche Schlampereien sich in die eigene Sprache eingeschlichen haben. Aus „gesagt“ und „gesehen“ werden dann Worte mit lupenreinem X am Anfang!
Y wie in Bob Dylan und The Byrds
siehe Buchstabe T
Z wie Zähne
Zähne sind ein großes Thema. Täglich werden mein Mann und ich von E gefragt, ob wir schon die zweiten Zähne haben (der Status Quo könnte sich ja über Nacht ändern).
Nachdem wir E erklärt hatten, dass es unterschiedliche Zähne gibt, also Schneide-, Eck- und Backenzähne, meinte sie neulich beim Abendessen:
„Ich habe schon Backenzähne. Was kann man damit backen?“