Die Zeit auf seiner Seite zu haben, das wäre schon etwas. In den letzten Wochen erschien sie mir mehr wie mein Feind, mein Erzfeind Nummer 1 sogar. Nicht nur, dass ich offenbar derzeit unglaublich schnell altere:

Meine 4-jährige Tochter betrachtete mich kürzlich ein Weilchen und meinte dann interessiert: „Mama, bist du eigentlich schon steinalt?

Nein, ich spüre das Alter auch. Oder vielmehr den Stress. Erholsames Durchschlafen gibt es nicht. Ganz besonders nicht, seit ich vor Kurzem ein leichtes Erdbeben in der Nacht spürte. Es war nicht mehr als ein starkes Zittern, das stärker wurde und dann abrupt aufhörte. Aber es war erschreckend. Da zum Glück nichts passiert ist, hält mich momentan vor allem der Terminwahnsinn wach. Wird man durch Teilzeitarbeit auch zur Teilzeit-Mutter? Ich weiß es nicht. Für die Kinder ist man tatsächlich nicht ganz da, aber die Sorgen begleiten einen ständig und das schlechte Gewissen, weil man einfach nicht zweimal 100% geben kann – in der Arbeit und zu Hause. Das ist so. Mathematisch und biologisch. Naturwissenschaft siegt über die Psychologie. Fakt über Wollen.

Ich war ja früher der Typ Mensch, der innerlich verständnislos den Kopf schüttelte, wenn Teilzeitkräfte über Stress klagten. Da sind sie nur ein paar Stunden im Büro und dann jammern sie auch noch, dass sie für nichts Zeit hätten? Tz! Es war mir ein Rätsel.

Und die Mütter, deren Kinder in der Öffentlichkeit einen Radau machten oder einen nicht dezenten Trotzanfall hatten – ach, ich war mir sicher, die hatten bei der Erziehung etwas (oder gar alles) falsch gemacht und suchte schnell das Weite. Heute bin ich nur froh, wenn nicht ich die schwitzende Mutter mit dem schreienden Kind bin und weiß, dass ein Leben mit Kindern nicht einfach ein Leben wie bisher ausgeschmückt mit kleinen Kindern ist, die lustige Sachen sagen und herzige Bilder malen. Nein, ein Leben mit Kind ist anders. Ganz anders. Und ein Leben mit Kindern und Job ist mehr als ausfüllend. Es ist anstrengend. So richtig anstrengend.

Ja, ich wollte Kinder, nein, ich hatte keine Vorstellung wie es sein würde und ja, ich liebe meinen Job – auch wenn auf manche Tätigkeiten verzichten könnte, aber das Leben ist kein Wunschkonzert und die Arbeit schon gar nicht. Ich arbeite jedoch vor allem deshalb, weil ich arbeiten will. Also sollte ich nicht jammern.

Dummerweise habe ich extra diesen Blog begonnen, um selbiges in aller Ausführlichkeit machen zu können: Jammern – wann immer ich es brauche. Seitenweise lamentieren! Gelernte Österreicher jammern sowieso egal wie die Umstände sind. Ein Nationalhobby sozusagen (vielleicht auch deshalb, weil wir im Fußball schon lange nicht mehr da sind, wo wir immer gerne sein wollten). Hat man erst einmal Kinder erreicht man aber ganz neue Levels der „Suderei“:

Jammern, weil Muttersein anstrengend ist.

Jammern, weil sich nichts mehr so planen lässt wie früher.

Jammern, weil sich die privaten Termine mit jenen in der Arbeit schon aus Prinzip  überschneiden.

Und nein, es ist nicht so, dass sich private Termine beliebig verschieben lassen (wie ich früher naiverweise annahm): Martinsfest im Kindergarten, Arztbesuch mit krankem Kind, Behördengänge – da kommt man nicht dran vorbei, wenn sie anstehen.

Die Zeit ist mein Feind – Ein Satz bei dem ausgebildete und selbsternannte Lebensberater, Time-Coaches und alle, die jemals ein gescheites Buch über Zeitmanagement auch nur aus der Ferne gesehen haben, sicherlich sofort und berechtigterweise aufschreien. Alles nur eine Frage der Einteilung, der Einstellung, der Vereinbarung.

Die Vereinbarkeit – ein Idealbild, das uns Müttern vorschwebt wie eine rosa Wolke, auf der es sich genauso bequem liegen lässt, wie bei Heidi im Vorspann. Ja, früher wollte ich daran glauben, dass man auf Wolken weich gebettet fliegen kann. Die Realität lässt solche Träume schnell platzen *puff!*

Wenigstens habe ich diesen Blog, dann kann ich sogar noch jammern, dass ich kaum zum Schlafen komme, weil ich nachts bloggen muss 😉