Er streichelte sanft über ihre Wange.
Das Gesicht war schrecklich mager geworden, die Haut so faltig, dass er an einen Elefanten denken und beinahe lächeln musste. Auf ihr Gedächtnis war bis zuletzt Verlass gewesen und nachtragend war sie wie niemand sonst, den er kannte. Außer ihm selbst vielleicht. Das hatte er wohl von ihr übernommen, wie so viele andere kleine Macken.
Wie oft hatte sie ihm über die Wange gestreichelt als er noch ein Kind war?
Die Frequenz ihres Herzschlags wurde immer unruhiger, das Piepsen der Geräte disharmonisch und unerträglich laut. Als die Wolken aufrissen und die Sonne für einen Augenblick ins Zimmer schien, vermeinte er gar einen Heiligenschein über ihrem Kopf zu sehen.
Er griff nach ihrer dürren, sehnigen Hand mit der fleckigen Haut und starrte auf den Monitor. Erst lange nachdem das aufgeregte Piepsen in ein monotones Piiiiiiiiiiiiep übergegangen war, atmete er erleichtert auf und flüsterte leise: „Danke für alles, Mama„.
Ein Beitrag zu den abc Etüden (3 Worte – 10 Sätze) von Christiane, diesmal sogar mit der Wortspende von Christiane selbst.
Die ist wunderschön, deine Etüde, aber wenn ich sie lese, wird mir das Herz dabei schwer.
Danke, dass du mitgemacht hast!
Liebe Grüße
Christiane
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