Wortgeflumselkritzelkram schreibt jede Woche über ein Buch, das sie gerade liest („Heute lese ich …„) und ich mache mit:


Das Glänzen in den Augen der Kinder überstrahlte den schüchternen Kerzenschein um einiges. Selbst die LED-Lichter konnten nicht mithalten. „Rabimmel, rabammel, rabumm … bumm … bumm“ – wieder und wieder. Das Laternenfest im Kindergarten war herzerwärmend (ja, ich gehöre zu den Menschen, die Laternenumzüge aus kindlicher Sicht großartig finden), die Hände danach durchgefroren und der heiße Kinderpunsch zuckersüß. Genauso wie die Geschenke, die Pip und sein Vater in dem Buch „Der kleine Hase und die Laterne“ (2009 Brunnen Verlag)  von den anderen Waldtieren bekommen. Und hier liegt der Hase im Pfeffer oder vielmehr im Zucker, was mir sauer aufstößt.

Pip ist mit seinem Papa auf dem Heimweg von einem großen Ausflug. Es wird bereits dunkel. Glücklicherweise hat Papa Hase eine Laterne mit. Pip findet das zunächst ziemlich uncool, aber schon bald lernt er die Vorzüge einer eigenen Lichtquelle kennen:

Zwei Igelkindern, die ihren Heimweg nicht mehr finden können, leuchtet er den Weg, einem Fischotter hilft er dabei, die ins Wasser gefallene Angel zu suchen und sogar ein Mäusegeburtstagsfest kann mit Hilfe der Laterne gerettet werden. Zum Dank für ihre Hilfsbereitschaft bekommen die Hasen Marmelade, Kekse und Kuchen geschenkt. Nur die Eule, deren flüggem Kind Pip die Flugstrecke zurück zur Mama ausleuchtet, zeigt sich mit gesunden Äpfeln erkenntlich. Die (weise) Eule zeigt also als einziges Tier Hausverstand in punkto Ernährung, alle anderen ignorieren jegliche Gesundheitsratgeber und schenken Süßigkeiten. M. Mama grummelt insgeheim ein wenig vor sich hin, wenn sie das Buch vorliest.

Das ist aber auch wirklich das einzige Manko an diesem wunderbar gestalteten und gut erzählten Buch: Wieso müssen Waldtiere Süßigkeiten schenken?! Da hat man eine herrliche Rutsche zu Bioprodukten direkt aus der Natur und was wird daraus gemacht in einem Kinderbuch? Schleichwerbung für das klebrige Zeug, mit dem sich nur die Menschen die Zähne und den Organismus verderben! Tiere mischen Früchte nicht 1:1 mit Zucker, um sie als Brotaufstrich zu verzehren, sie backen keine Kekse und verzieren schon gar keine Torten. Aber genau genommen tragen sie auch keine Laternen mit sich herum, um sich im Wald zurechtzufinden. Also lassen wir es gut sein. Nur eine kleine Kritikkeule muss ich noch schwingen: Zu Hause werden die Hasen schon sehnlichst von den anderen Geschwistern und Mutter Hase erwartet und letztendlich gibt es dann ein großes Festmahl bei Familie Hase. Alle Gänge Süßigkeiten, da wird mir schon beim Lesen schlecht. (Wobei das auch daran liegen könnte, dass es Reminiszenzen an junge Jahre und den Versuch gemeinsam mit der besten Freundin alle Konditoreien der Stadt auszuprobieren weckt, aber das wäre jetzt doch etwas weit hergeholt).

Ja, der Zucker bzw. seine Omnipräsenz, der man nur schwer entkommt, ist für mich ein Thema und färbt unangenehm auf den Lesegenuß ab, weil er in der Geschichte eigentlich gar nichts zu suchen hat.

Meine Empfehlung an die englische Autorin Cat Weatherill im Falle einer Überarbeitung des Originals „By Lantern Light“ würde daher lauten: Eier (statt Marmelade aus dem Speiseplan der Igel auszuwählen, weil Würmer  & Co. sind nun wirklich keine nachvollziehbaren Leckerbissen), Fisch (statt Kekse beim Otter), Gemüse und Kräuter (statt Torte bei den Mäusen). Immerhin könnte man dann dem Buch neben dem Prädikat „sehr schön und lesenswert“ auch noch das Prädikat „ernährungstechnisch ausgewogen und artgerecht“ verleihen, müsste aber den imaginären „potentiell vegan“-Hinweis löschen. Ein weiteres Kinderbuch-Dilemma für M. Mama.

Meine Empfehlung an alle Eltern von Kleinkindern: Buch unbedingt anschauen! Die Zeichnungen sind sehr liebevoll gemacht, die Geschichte ist kurzweilig und gut erzählt und die kleine Laterne, die man drücken kann, ist ein wahres Highlight!