Kladderadatsch!
Es fing an mit dem Enwerfen eines Entwurfs und führte mich zur Kladder, der Schmiererei. Kladderadatsch steht für das Geräusch, wenn etwas klirrend, krachend zu Boden fällt. Statt „Rumms! Klirr! Peng!“ einfach „kladderadatsch!“.
Was für ein lautmalerisches Wort. Für mich klingt es zwar auch ein wenig nach dem nassen, vom Dach rutschenden Schnee („Klatsch!), aber dafür ist es nicht gedacht. Stattdessen beschränken wir uns auf ein aufschreckendes, zudeckendes „Platsch, Matsch!“
Kladderadatsch also.
Zu kühn wäre es, würde ich nicht dem Duden buchstäblich folgend. Kühn stammt übrigens von kuoni, also nicht dem Reisebüro, sondern dem althochdeutschen Wort für mutig und stark. Und während uns die Kühnheit, die Reckenhaftigkeit (von rächen!) noch geläufig sein mag, das Wort kühnlich ist es wohl kaum mehr.
Aber zurück zum Entwurf. Das Entwerfen stammt aus der Weberei, ein Bild skizzieren/schaffen. Die Entwerfung wurde weitestgehend abgelöst vom Entwerfen und dem Entwurf. Letzteren sollte man allerdings nur dann verwerfen, wenn er wirklich nicht gelungen ist. Dann aber auf jeden Fall.
Das schöne Wort reprobieren (gleichbedeutend mit verwerfen, von Lateinisch reprobare, tadeln) drängte sich mir beim Blick ins Wörterbuch (gibt es eine spannendere Beschäftigung als Wörterbücher-Wort-Hüpferei?) ebenfalls auf. Demnächst werde ich also sagen, ich reprobiere etwas, wenn ich nichts davon halte.
Probieren geht bekanntlich über Studieren, aber nur wer den Duden studiert, stolpert über solche Worte. Also, „ipsi vos probate!„, „Prüfet euch selbst!“ wie es im Korintherbrief heißt, greift auch einmal zu den ausgefalleneren Synonymen!
Warum es ausgerechnet degustieren heißt, wenn man teure Weine verkostet, erschließt sich mir nicht sofort. Klingt das Präfix „de-“ doch alles andere als köstlich und gut. Da es aber auf degustare, „von etwas kosten“, zurückzuführen ist, wird aus dem scheinbar negativen de- ein beinahe französisch vornehmes dö, das in Österreich übrigens verboten ist. Also das „de“ selbst nicht, auch nicht ein „D‘ “ oder ein „Van“. Sogar ein „von“, wenn es als Familiennamensteil eines Nichtösterreichers vorkommt, ist möglich.
Die Vorsilbe de- ist tatsächlich meist im negativen Sinne oder als Verneinung gebraucht: Etwas aufheben, etwas rückgängig machen. Da wäre die Degustation ja dann die Aufhebung des Gustos. Na ja, manchmal ist das bei Verkostungen ja auch der Fall.
Prost, Mahlzeit!
Die Verwandtschaft von Mahlzeit und Mahl ist offensichtlich und auch die Ähnlichkeit zu Mal kann man erahnen. Das Wort leitet sich tatsächlich vom althochdeutschen mal, dem fixen Zeitpunkt her. Die Mahlzeit sollte also immer zur gleichen Zeit eingenommen und der in Büros ( zumindest hierzulande) übliche Gruß “ Mahlzeit!“ tatsächlich als Mitteilung der Tatsache verwendet werden, dass es Zeit ist zu essen.
„Prosit!“ hingegen stammt von studentischen Trinkgelagen: Prosit, es möge nütze. Alkohol hat allerdings noch nie Probleme dauerhaft gelöst, sie höchstens temporär ausgeblendet.
Geblendet werden auch die Wildtiere von den Autoscheinwerfern. Wenn einem ein ausgewachsenes Rentier auf der Straße begegnet, weiß man, dass man in Finnland oder Schweden ist, wenn einem allerdings ein Rentier vors Auto läuft, dann ist man vielleicht gerade in Baden bei Wien unterwegs, wo der Altersdurchschnitt (dank der vielen Kurbäder) irgendwo jenseits von jung und schön liegt. Allerdings nennt man diese Leute bei uns eher Rentner oder einfach Pensionisten. Rentiere haben mit Aktien also nicht viel am Hut, oder besser gesagt auf den Schaufeln, während die Rentiers das Geld aus ihren prallen Aktiendepots nur so schaufeln.
Interessanterweise ist der Rentner sowohl in Deutschland als auch in Österreich dasselbe, der Pensionär aber nur bei den nördlichen Nachbarn mit dem Rentner identisch und bei uns in Österreich der Bewohner einer Pension, aka kleines, privates Hotel.
Damit hätten wir wieder ein paar Worthüpfübungen hinter uns gebracht, um in Schwung zu bleiben. Hoffentlich war nicht zu viel Kokolores und Mumpitz dabei!
Ich sag immer: räum mal den kladderadatsch hier weg! Für mich also lauter Zeug! 🙂
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Echt?! Ich kannte das Wort wirklich gar nicht, aber für Zeug passt es auch gut, finde ich 🙂
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