Der magere Kalender
Der Jahreswechsel steht bevor,
aber ich bin nur ein tumber Tor.
Welch stiller Segen, welch leises Glück,
blick‘ ich auf’s alte Jahr zurück.
Augenblicke voller Lachen erheben die Seele.
doch wer merkt es schon, wenn ich mal fehle?
Ein Auf und Ab, wundersam berauschende Zeit,
ob wir gemeinsam gehen kurz oder weit,
die Zukunft bleibt uns stets unbekannt.
Morgen schon wird sie „Jetzt“ genannt.
Manch Schicksalsschlag traf mich mit Härte,
resilient, wer sich bewährte.
Vorüber ist Zweitausendachtzehn,
was 19 bringt, wir werden’s sehen.
Das Leben liegt in unserer Hand
der direkte Weg zum Ziel oft unerkannt.
Das Leben liegt in unserer Hand,
oft stößt man an eine gläserne Wand.
Die Hoffnung bleibt, das ist ja klar,
vieles würde leichter im neuen Jahr.
Die Augen sehen sich an den Farben im Nachthimmel satt.
Das Leben geht immer weiter, nur im Spiel gibt es das letzte Schachmatt.
Der Kalender ist schon furchtbar dünn,
ein letztes Blatt ist nur noch drin.
Bald fällt es runter, der Weg ist frei,
das alte Jahr ist endgültig vorbei.
Faust aufs Aug
Da steh ich nun wortreich vorm Tor,
bin noch viel klüger als zuvor.
Den Größenwahn im Hirngewind
erkennt an mir gleich jedes Kind.
Drüben wartet schon das neue Jahr,
ganz jung noch, ohne graues Haar.
Voll Freude zieh ich an der Tür,
doch sie bleibt zu, so wie zuvor.
Ich zerre und ich reiße kräftig,
zischend verfluche ich die Zukunft mächtig.
Soll sie doch bleiben wo sie g’rad steht,
wenn die depperte Tür einfach nicht aufgeht.
Ich brauch‘ das ganze Neujahr nicht,
schreite zurück ins gestrige Licht.
Im Mondschein noch kann man’s erkennen:
„Drücken“ steht an der Tür, die die anderen einrennen.