Diese Woche gibt es die Extraetüden von Christiane mit den Dezember-Wörtern von Elke H. Speidel und derglzugrunde: 

Winterbaum, nasskalt, nachtrauern
Regenbogen, 
transparent, bluten.

Bei den Extraetüden muss man 5 (aus 6) Begriffen in eine maximal 500 Wörter lange Geschichte einbauen. Los geht’s:


Extraetüden 01.19 | 365tageasatzaday

„Das mit Kant und dem Transparent kapiere ich einfach nicht“ seufzte er und sah seine bildhübsche Freundin an. Sie trug heute ihre Lesebrille statt der Kontaktlinsen und die Haare in einem straff nach hinten gebürsteten Pferdeschwanz. Das gab ihr einen sexy, intellektuellen Touch.

„Das heißt nicht Transparent, sondern Transzendenz“ antwortete sie ohne von ihrem Philosophiebuch aufzublicken.

„Nein, das ist doch das Sternzeugs, von dem die Astrotussi im Radio immer faselt“ hielt er dagegen.

Sie schnaubte nur und schüttelte den Kopf. Wie kam es, dass sie so einem ungebildeten Jungen erlegen war? Sie blickte ihn von der Seite an. Ach ja, das gute Aussehen! „Komm, lass uns mit Plato eine Runde drehen. Der muss sowieso raus.“ sagte sie und griff nach der Leine, die neben ihrem Bett lag. Der Hund, der eben noch schlafend zu ihren Füßen gelegen hatte, stand schon schwanzwedelnd vor ihr und seine nasskalte Schnauze stupste zärtlich ihre Hand an.

„Wieso hast du deinen Hund eigentlich nach einem Planeten benannt?“  fragte er.

„Wwwaaaas?!“ Wovon sprach er denn jetzt schon wieder? Ach, er verwechselte wohl gerade Plato mit Pluto. Nur gut, dass er nicht auch noch dachte,  Pluto wäre nur ein Zeichentrickhund.

„Der Philoprof will uns ja nur bluten lassen bei diesem blöden Test so kurz vor Weihnachten. Kein anderer tut mehr was in den Stunden, aber der, der quält uns gerne. Ein Sadist ist das!“ ereiferte er sich über den Test, für den er schon längst hätte lernen können, wenn er denn gewollt hätte.

„Müssen wir das über den Regenbogen auch wissen? Das ist total komplizierte Materie …“ sagte er, während sie mit dem Hund den Feldweg entlang spazierten.

„Nein, das ist doch Physik, nicht Philosophie!“ rief sie beinahe fassungslos. Für ihn waren alle Schulfächer außer Sport ein Einheitsbrei. Na wenigstens küssen konnte er hervorragend und es hatte ihrem Ruf an der Schule geholfen. Schon seltsam, wenn man sich leicht tat, gute Noten zu bekommen, war man unbeliebt, aber wenn man mit einem strohdummen, aber gut aussehenden Klassenkollegen ausging, gehörte man plötzlich dazu. Ihrer Zeit als einsamer Streber trauerte sie nicht nach, und doch wunderte sie sich über sich selbst, als er sie unter dem Winterbaum an sich heranzog und küsste und sie es genoß.

„Seltsam, die Chemie stimmt irgendwie“ murmelte sie noch mit geschlossenen Augen mehr zu sich selbst als für seine Ohren bestimmt als er sich zum Weitergehen von ihr abwandte.

„Was?“ fragte er verwundert. „Haben wir einen Chemietest auch noch die Woche?!“