Diese Woche drehen sich die abc-Etüden von Chrisiane um die Wortspende von Vro jongliert – einer von mir hochgeschätzten Waldviertlerin mit Sinn für Humor und geschickten Händchen, was zum Beispiel das Spinnen betrifft. (Übrigens auch von mir: Baldige Besserung, dass die lästige Sehnenscheidenentzündung rasch vergehe!)
Die Illustration zur Wortspende kommt von Herrn lz.
„Schnurre, schnurre Rädchen, sang das Rumpelstilzchen und spann Stroh zu Gold als wäre es die leichteste Übung der Welt.'“ Der Don klappte leise das Buch zu und schlich aus dem Kinderzimmer.
In den letzten Wochen empfand er keine richtige Freude mehr, weder an seiner Familie noch an seinen Geschäften, was noch verwunderlicher war. Er hatte sogar schon einen Psychologen beauftragt, nach der Ursache seiner Lustlosigkeit zu forschen, aber jener fürchtete um seinen Kopf, würde er dem Mafiosi sagen, dass es wohl nur die Frühjahrsmüdigkeit war, wie sie alle gewöhnlichen Menschen hatten. Lieber verbuchte er Sitzung um Sitzung mit dem sich selbst bemitleidenden Mafiaboss und tat so als wären dessen Leiden etwas Außergewöhnliches, das erst gründlich studiert werden müsste.
Als der Don frustriert in den Keller hinabstieg, um die Tochter seines Kontrahenten noch persönlich in Augenschein zu nehmen, fiel es ihm plötzlich wie Schuppen von den Augen. „Lasst sie Stroh zu Gold spinnen!“ rief er fast ekstatisch seinen Schergen zu, „und wenn sie es nicht kann, so droht ihr dasselbe Schicksal wie der Müllerstochter im Märchen! Das wird ihrem Vater schon zu denken geben!“
Sein boshaftes Lachen schallte noch durch die dunklen, feuchten Gänge, während die Folterknechte lange Gesichter zogen bis endlich einer von ihnen aussprach, was sie alle dachten: „Und wo bekommen wir jetzt einen Wolf her, der sich als Großmutter verkleidet?“
Wie herrlich! Vielleicht hat die Tochter des Kontrahenten ja noch eine Chance, wenn die Folterknechte keinen Schimmer haben von Märchen …
Vielen Dank dir und deinen netten einleitenden Worten! Und ja, meinen Händen geht es besser. Aber ich bin auch brav und schone sie. 😊
Liebe Grüße, Veronika
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Eine wirklich raffinierte Verwendung des Wortes schnurren. Und schön zu lesen wie immer!
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Danke! Ich habe tatsächlich mir den Kindern zu Weihnachten eine Rumpelstilzchenversion im Theater gesehen, bei der diese Zeile vorkam. Oder hieß es: Surre, surre Rädchen? Hm… 🙂
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die Wendung, dass der Wolf fehlt, um endlich genügend Geld zusammenzuspinnen, gefällt mir, zumal ein Banker namens Wolf an der Wallstreet sein Unwesen trieb …..https://www.google.gr/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=2&cad=rja&uact=8&ved=0ahUKEwj-tsaTyPrZAhUIK1AKHTxcAd4QFggsMAE&url=https%3A%2F%2Fen.wikipedia.org%2Fwiki%2FThe_Wolf_of_Wall_Street_(2013_film)&usg=AOvVaw12nj5spQkowjL46u3pCsRn
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Ach ja, diesen Zusammenhang habe ich ganz übersehen.
Ich dachte mir eher: Und die Moral von der Geschicht? Verwechsle niemals Märchen nicht 😉
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was ja durchaus auch seine Logik hat. 😉
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Also, halbwegs schon off-topic, ich mag ja den Gedanken, dass die ordinäre Frühjahrsmüdigkeit eine außergewöhnlich seltene Krankheit ist, die erst noch genau erforscht werden muss … 😉
Märchenhafte Grüße
Christiane
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