Jedes Jahr gleich nach Weihnachten geht das sehnsüchtige Warten auf den eigenen Geburtstag los bei den Kindern. Eigentlich wird ja das ganze Jahr über die Feier geplant und vor allem die Liste erstellt, wer denn nun wirklich zur Geburtstagsfeier eingeladen wird. Dabei ist es egal, ob es noch 11 Monate oder nur ein paar Wochen bis dahin sind. Vorfreude ist halt die schönste Freude.
Geburtstage sollte man in jungen Jahren wirklich genießen, später werden sie dann doch irgendwann zu Momenten, die eher eine Mischung aus Panik, wehmütiger Lebensrückschau und dem plötzlichen Bedürfnis, nach Jungbrunnenmitteln zu googeln, in mir wecken. Mit Begeisterung hat das kaum noch etwas zu tun.
Mädchen lieben die Farbe Rosa, alles was glitzert, Prinzessinnen, Puppen und natürlich Pferde.
Soweit das Klischee.
Auf mich traf das alles in der Kindheit nicht zu: ich hasste rosa, den Glitzerwahn von heute gab es zum Glück noch gar nicht, Prinzessinnen fand ich furchtbar langweilig und meine Plüschbären waren mir tausendmal lieber als Puppen. Nur für Pferde konnte ich mich auch begeistern, solange es sich um Wildpferde handelte oder zumindest solche, die nichts mit dem Tamtam um Ponyhofmädchenträume zu tun hatten.
Bei meiner älteren Tochter verhält es sich etwas anders: Sie liebt die Farbe Rosa, alles was glitzert, Prinzessinnen, Puppen und natürlich Pferde.
Uff.
Woran das liegt? Vielleicht gerade daran, dass es diese Dinge ursprünglich bei uns zu Hause eben nicht in Hülle und Fülle gab. Der Reiz des Verbotenen sozusagen (wobei verboten war es natürlich nicht, wir haben nur gerne auf diesen Mädchenzirkus verzichtet, so wie auch bei der Auswahl von Geschenken meist die eigenen Interessen mitspielen. Aufgeschlossene Eltern, die das Waren- und Farbenspektrum der Tochter nicht von vornherein einschränken wollten – und es im Endeffekt eben doch, in der anderen Richtung getan haben. Das Verlangen nach dem, was man noch nicht hat (aber bei sehr vielen Freundinnen sieht) hat schließlich gewonnen.
Der große Geburtstagswunsch von E ist derzeit also ein großes Plüschpferd. Pferd hier, Pferd da, plötzlich dreht sich bei uns alles um Pferde. Nun rückt der Geburtstag tatsächlich schon in greifbare Nähe. So wie in den Kaufhäusern schon Wochen vor dem Weihnachts/Osterfest das Brainwashing der Kunden einsetzt, so ist auch unsere Tochter bemüht, uns nicht vergessen zu lassen, was ihr sehnlichster Wunsch derzeit ist. So kommt es auch, dass sie auf dem Heimweg neulich plötzlich meinte:
„Ich muss jetzt schauen, was in meinem Kopf ist.“
Ich überlegte noch, ob ich den Satz wohl richtig verstanden hatte und was damit gemeint sein könnte, da fuhr sie verschmitzt lächelnd fort:
„Oh, ich habe nur Pferde im Kopf!“