Genau 3 Wörter, maximal 10 Sätze und 3 oder mehr (oder weniger) Versuche – das hat sich schon langsam eingebürgert bei mir in Bezug auf die Inspirationen durch die abc-Etüden von Christiane, die stets wunderbar illustriert werden von Herrn  lz.

Die Wörter diese Woche lauten: bräsig, Sonnenkollektoren und pürieren.

Ich bin ein großer Freund von erneuerbaren Energiequellen und doch löst der Begriff Sonnenkollektoren bei mir ein gewisses Grauen aus. Seltsam, seltsam. Liegt es an den Kollektoren, die so streng klingen wie Direktoren, Inspektore, gar Inquisitoren? Wer weiß. Hier also meine Nr. 3 zur Wortspende von  Nina Bodenlosz (inklusive diesem Begriff „bräsig“, welchen ich zuvor noch nie gehört und danach wohl nie wieder verwenden werde. Aber immerhin kenne ich ihn jetzt ein bisschen. 

2018_09_1_eins lz | 365tageasatzaday

 

Bräsig hob er den müden Kopf von den schmerzenden Knien und starrte hinaus in den Regen. Rheuma und dieses Wetter – das war eine Kombination wie Streichholz und Benzinkanister, aber das war noch nicht einmal das Schlimmste an seiner Situation.

Ausgerechnet unter einem der riesigen Sonnenkollektoren auf dem Hochplateau hatten sie Zuflucht gefunden und ihr Lager aufgeschlagen, doch das laute, stete Getrommel der Regentropfen auf der Glasplatte setzte ihnen rasch psychisch mehr zu als es der grauslichen Nässe gelang, sie physisch zu zermürben.

Der gern geleugnete Klimawandel war schlagartig gekommen, als perfekte Mischung aus Menschenwerk und Teufelszeug. Mit ihren Serverfarmen und LKW-Lawinen, mit ihrem Ikarusverlangen nach dem Fliegen und den steinzeitlichen Kohlekraftwerken hatten sie der Erde so lange eingeheizt bis letzterer der Kragen geplatzt war und der Ausbruch mehrerer Vulkane gleichzeitig das leichtsinnige Treiben der Menschen unter einer dicken Aschewolke schamvoll zudeckte.

Erst war es finster geworden, dann hatte es zu regnen begonnen und nicht mehr aufgehört.

Die Sonne würde sich erst wieder zeigen, wenn all die Unbedachtheit weggespült war, alle großen Redner mit ihren kleinen, falschen Theorien ersoffen und das ganze lächerliche Dasein der Menschen auf der Erde längst vergessen war.

Noch wussten sie nichts von diesem großen Plan, noch sorgten sie sich um ihre nächste Mahlzeit und jammerten, weil der Dauerregen erst alles pürierteund dann verfaulen ließ, aber irgendwann würde auch ihr Gejammer verstummen und vielleicht würden sie in ihrem letzten Augenblick endlich einsehen, dass auch der Mensch nur ein Teil der Natur ist, nicht mehr und nicht weniger.