Diese Woche kommen die 3 Worte von mir. Vielen Dank an Christiane für den regelmäßigen Aufruf zu den abc-Etüden und vielen Dank an Herrn lz, der diese wunderbaren Illustrationen für die Wortspenden gestaltet.
Knopf, zeitig, hüten – hm, welche Geschichte könnte ich dazu schreiben? Als mich Christiane um eine Wortspende bat, hatte ich tatsächlich ein recht konkretes Szenario dazu im Kopf, dessen Essenz sich auf die drei Worte verdichten ließ. Das genauere Rundherum ist mir aber entfallen, so wie mir in letzter Zeit sehr vieles entfällt. Manches davon habe ich wirklich einfach vergessen, anderes ist mir nur gerade nicht erinnerlich (kommt mir aber irgendwie bekannt vor) und von vielen Dingen behaupte ich steif und fest, dass sie mir erst gar nie zu Ohren kamen.
Nun denn, auch das Fehlen von etwas IST etwas:
Sie war zeitig dran, da sie sich auf keinen Fall verspäten wollte und bei Adressen, die sie nicht kannte, plante sie generell einen großen Zeitpuffer für die Anreise ein.
Nervös knetete sie an ihren eigenen Fingern herum als ein plötzliches Kribbeln in der Nase sie hektisch in ihrer Handtasche nach einem Taschentuch suchen ließ. Als ihre Finger das Tuch endlich zwischen der Geldbörse, dem Sonnenbrillenetui, ihren Wollhandschuhen, dem kleinen Notizblock und den zerknitterten Zeitungspapierhüten, die ihr Karla wohl schon vor ein paar Tagen in die Tasche gesteckt haben musste, ertasteten, hatte das Kitzeln in der Nase längst wieder aufgehört.
Sie zog das Tuch heraus und starrte es verwundert an, denn jemand hatte einen Knopf hinein gemacht!
„Das ist aber unpraktisch“ dachte sie erst, denn wenn sie sich nun hätte schnäuzen wollen, so wäre das mit diesem verknoteten Ding gar nicht möglich gewesen, wo ihr doch nur weniges peinlicher war als eine rotztriefende Nase. Dann machte sie sich seufzend daran, den Knopf aufzuknüpfen, aber schon bald schmerzten ihre Fingerkuppen, weil das Tuch so fest zusammengezogen war. Gerade als sie nur mit Mühe ein Schimpfwort unterdrücken konnte, und sich fragte, wer so einen Blödsinn machte, knackte es im Lautsprecher und ihr Name wurde aufgerufen.
Hektisch stopfte sie das Tuch samt Knoten zurück in die Tasche und stolperte Richtung Sprechzimmer.
Während sie die Aufgaben des Gedächtnistests vor den Augen der Psychologin möglichst rasch zu lösen versuchte, wartete am anderen Ende der Stadt ein kleines Mädchen bereits vor Kälte zitternd auf seine Mutter, die es heute nach der Schulexkursion vom Bahnhof hätte abholen sollen.
„Mama hat doch gesagt, sie macht sich sogar ein Knoten ins Taschentuch, damit sie das nicht vergisst“ dachte Klara weinerlich und zog den Kopf traurig und frierend noch ein bisschen mehr ein.
Och Mensch – hoffentlich hat Mama nichts Gravierendes, was sie so vergesslich macht…. Tolle kleine, schöne, etwas besorgt stimmende Geschichte. Auch die voran gestellte Einleitung 😊
LikeGefällt 1 Person
Ups sie hat sogar den Namen ihres Kindes vergessen! Na ja Klara/Karla hat jetzt eh andere Sorgen 😉 *gg*
LikeGefällt 1 Person
Ach herrje, die Arme. Ich hoffe, dass Klara/Karla nicht zu lange herumstehen muss. Und wenn ich mir überlege, was Mama da vergessen zu haben scheint – weia!
Liebe Grüße
Christiane
LikeLike
einfach nur klasse zu lesen
LikeGefällt 1 Person
Danke!
LikeLike