Achtsamkeitsimus und Verwurschelnix spazierten gemeinsam durchs Dorf.

Während Achtsamkeitsimus für seine Gelassenheit und die geerdete Art mit den größten Katastrophen umzugehen, bekannt war, eilte dem Verwurschtelnix der Ruf voraus, mit seiner krankhaften Pedanterie alle in den Wahnsinn zu treiben.

Wollte man Achtsamkeitsismus um einen Gefallen bitten (zum Beispiel herauszufinden, woher der rebellische Geist gekommen war, der sich im jugendlichen Kind breit machte, oder warum das Pferd nicht fressen wollte), so kam er stets mit dem Verwurschtelnix im Schlepptau unverzüglich angetrabt und mühte sich redlich, in den Menschen oder das Pferd „hineinzuhören“.

Alles, was die anderen hören konnten, waren die aufgeregten Rufe des Verwurschtelnix, weil er irgendwo im Haus ein schief hängendes Bild, einen schlampig zurückgezogenen Vorhang oder im Stall gar einen ganzen Haufen Stroh gefunden hatte, dessen Halme nicht parallel zueinander ausgerichtet waren.

Der arme Verwurschelnix wurde dann erst einmal ganz blass um die Nase vor Empörung und während er sich mühte, das Durcheinander zu beseitigen, fingen seine Wangen an in einem ungesunden rosa-grün zu schimmern, dass manch einer schon nachfragen wollte, ob ihm denn übel oder schwindlig sei und er  sich nicht besser setzen und einen Schluck Wasser trinken wollte.

Aber niemand traute sich ihn anzusprechen, bis auf Achtsamkeitsismus.

„Beruhige dich“, flüsterte der dann, legte dem Freund eine Hand auf die Schulter und murmelte etwas von „Augen schließen, langsam ein- und ausatmen und tief in sich hineinhorchen„.

Da wurde nicht nur Verwurschtelnix plötzlich ganz still, sondern auch das Kind, das Pferd und der Hilfesuchende und ein tranceartiger Schlaf legte sich über alles.

Wenn sie die Augen nach einer Weile wieder öffneten und sich verwirrt blinzelnd umsahen, bemerkten sie bald, dass Achtsamkeitsismus und Verwurschtelnix bereits verschwunden waren.

Eine unheimliche Erleichterung aber erfüllte die Anwesenden und befreit von ihren Leiden verlebten sie die nächsten Tage, bis sich das Glücklichsein jäh verzog, wenn sie mit dem leeren Sparstrumpf in der Hand feststellen mussten, dass Achtsamkeitsismus nicht nur ihre Sorgen und Ängste mitgenommen hatte.

2017_38.17_2_zwei_lz | 365tageasatzaday

Das war meine Nummer 3 zu den drei Worten von Herbert und der Schreibeinladung von Christiane, illustriert von lz.