über Zirkus, Tiere und Freiheit
über Wünsche und ihre Erfüllungen
darüber, wie aus Trauer Wut wird
Und das alles in einem einzigen, sehr netten Kinderbuch:
„Dodos Zirkusabenteuer“ von Serena Romanelli und Hans de Beer
Als meine Tochter das Buch in der Bücherei sah und mit nach Hause nehmen wollte, war ich nicht begeistert. Da meiner Ansicht nach Tiere im Zirkus nichts verloren haben (weil sie keine Unterhaltungsobjekte sind), lieh ich das Buch zwar wunschgemäß aus, hatte aber im Hinterkopf natürlich den Vorsatz, entweder das Buch die nächsten 3 Wochen links liegen zu lassen oder einiges an Erklärungen hinzuzufügen beim Vorlesen. Also ein paar Tierschutzgedanken einzubauen. Doch statt der befürchteten Verniedlichung des Lebens von Zirkustieren wurde ich ausgesprochen positiv von der Botschaft dieses Buches überrascht.
Das Zirkusabenteuer – ACHTUNG Spoiler! – besteht nämlich nicht darin, dass die Tiere tolle Erlebnisse im Zirkus haben, sondern dass es ihnen gelingt aus dem Zirkus zu fliehen und in den Dschungel zurückzukehren. Die Tiere sind in diesem Fall Affen, ein Papagei und ein kleiner Hund. Mir ist zwar bis zum Schluss etwas schleierhaft gewesen, woher Dodo eigentlich seine Geige hatte und vor allem, wie und wo er das Spielen erlernt hatte (Dodo ist nämlich – glücklicherweise – kein Zirkusaffe), aber das stört die Erzählung nicht. (Ich habe nun auch herausgefunden, dass es über das Geigenthema ein eigenes Dodo-Buch gibt und außerdem noch ein paar andere Abenteuer von Dodo.)
Die Geschichte ist nicht nur für Kinder spannend, sie ist unterhaltsam erzählt und vermittelt zugleich die Erkenntnis, dass das Leben im Zirkus für die Tiere kein Vergnügen und vor allem nicht artgerecht ist. Selbst der gehässige Papagei ist wohl eher einsam und verbittert als wirklich böse. Diese grausame Unfreiwilligkeit mit der Tiere zu „Artisten“ gemacht werden, schwingt als Unterton immer wieder mit (und führen zu Bildern wie diesem: *World Press Photo Award 2014 – Nature*, das aus der Fotorserie stammt, die u.a. hier zu sehen ist: The Last monkey man)
Das Buch hat uns allen sehr gut gefallen. Wenn ich die letzte Seite lese, auf der Dodo ganz für sich alleine im Urwald seine Geige spielt, dann erklingt bei mir im Hinterkopf „Somewhere over the rainbow„.
Ich kann das Buch Tierfreunden, Eltern von kleinen Kindern und Freunden von etwas kritischeren Kinderbüchern nur empfehlen.

Ich finde Zirkus „in echt“ auch schrecklich und habe Besuche dahin immer abgelehnt. Als Kinderbücher hingegen machen sich solche Geschichten allerdings gut, gerade für Bilderbücher. Es war ein ganz schöner Spagat, als die Kinder klein waren, ihnen zu verdeutlichen, dass die Bücher wenig mit einem realen Tierleben im Zirkus zu tun haben.
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Als Kind habe ich noch Tiger, Löwen und Elefanten im Zirkus bestaunt, aber wenn man sie in der Pause in ihren Käfigwaggons „besuchte“, taten sie mir schon sehr leid, weil sie es so eng hatten. Aber ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass sie wirklich so leben mussten. Im Wunschdenken war die grausame Realität schön grün und voller Freiheit 😦
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