Patschert
Wer es nicht kennt, dieses Wort, auf den trifft es vielleicht einfach nicht zu. Er oder sie hat es entweder noch nie zu hören bekommen, weil er oder sie nicht so ungeschickt ist, oder aber ein patschertes Verhalten wird in seiner/ihrer Gegend einfach anders genannt. Bei uns nennt man es jedenfalls patschert („botschat“ ausgesprochen). Bedeutung: Ungeschickt, unbeholfen.
Ich vermute ja es kommt von
hatschert
Das wiederum bedeutet humpelnd, hinkend und leitet sich angeblich vom Hadsch, der Pilgerreise nach Mekka ab. Wenn Österreicher hatschen, dann gehen sie mühsam oder humpelnd. Und je patscherter man ist, desto eher wird man auch zum Hatscherten.
Der klassische Tag,
um die beiden Worte ausgiebig zu verwenden, sieht folgendermaßen aus:
Man ist gerade damit beschäftigt, den Haushalt (durch Multitasking – ja, wir Frauen glauben, dass das funktioniert!) mit links zu schupfen. Dabei ramme man sich eine Türschnalle schwungvoll, aber nicht leise in den Oberarm, bei dem Versuch, eine halb geöffnete Türe tangential zu nehmen.
Geräuscharme Verletzungen fallen übrigens nicht in die Kategorie „patschert“. Nur wenn das Wehwehchen aufjaulend und unter allgemeinem Zusammenlauf einer Menschenmenge, eventuell der zufällig in der Wohnung anwesenden Familienmitglieder, erlitten und danach noch stundenlang bejammert wird, kann die Verletzung als „patscherter Zwischenfall“ verbucht werden.
Kaum hat man sich von dem Bodycheck der Türschnalle halbwegs erholt, eile man ins nächste Zimmer, die Augen starr auf das Ziel gerichtet und donnere vorzugsweise mit der kleinen Zehe des rechten Fußes gegen das Standbein des Heimtrainers, der generell nur als Kleiderständer und Kinderturngerät genutzt wird. In jenem Moment, der in Comics gerne durch um den Kopf kreisende Vögel dargestellt wird, erinnert man sich auch wahrlich schmerzlich daran, dass es eben jener Fuß war, der vor nicht allzu langer Zeit aufgrund eines Bruches im Mittelfuß arg in Mitleidenschaft gezogen worden war.
Während man sich – in den eigenartigsten Tonlagen quietschend – am Boden krümmt, kann man übrigens in aller Ruhe auch durchdenken, welche Aufgaben in nächster Zeit anstehen:
- Unter dem Bett staubsaugen
- Kindern erlauben ein Coolpack aus dem Kühlschrank zu holen
- der Zweijährigen wieder und wieder versichern, dass es die kleine Zehe des rechten Fußes ist, die man sich gestoßen hat, während der linke Fuß nichts abgekriegt hat
- Röntgenaufnahme machen lassen, um die Selbstdiagnose der vollkommenen Zertrümmerung aller nur denkbaren Mittelfußknochen ärztlich bestätigen zu lassen
- Zeitpuffer einplanen auf dem Weg ins Büro, weil die Hatscherei mehr Zeit in Anspruch nehmen wird, als der „Alltagstrott“, in dem man gewöhnlich unterwegs ist
Aus patschert wird also schneller hatschert als einem lieb ist. Zumindest bei uns in Österreich.
Und wie heißt es bei euch, wenn ihr mal einen Autsch-Aua-Auuuuu! Tag habt?


Hier heißt das dabbig oder schusslig, wenn es eher erheiternd als schmerzhaft war.
Außerdem wollte ich noch anmerken, dass im Schwarzwald nicht nur Schwaben leben, sondern auch Badner. So.
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Kommt „patschert“ nicht aus der gleichen Wurzel wie „Tollpatsch“? Das wäre aus dem ungarischen entlehnt „talpas“ soviel wie füßig – womit dein Unfall in der Tat „patschert“ gewesen wäre 😉 Klugscheißermodus aus 🤓
„Dabbert“ wäre wohl eine Entsprechung aus meinem heimatlichen Dialekt. Ich renne zur Zeit sehr „drammhabbert“ (=schlafmützig), nämlich dauermüde und schlapp herum.
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Dotschard= bayrisch, doch ich mag am liebsten „neben der Kapp“ stehen und das in letzter Zeit ziemlich oft😕
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Oh, je, Du Arme! Dann mal gute Besserung (fürs hatschern und patschern). Das klingt ja übel, aber lachen musste ich trotzdem …
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ist überraschend schnell „geheilt“ 😉
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Nach einem extrem dösbaddeligen Start in den heutigen Morgen hoffe ich, im restlichen Verlauf des Tages keine weiteren bleibenden Schäden zu verursachen.
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dösbaddelig – herrlicher Ausdruck! 🙂
Und ich wünsche dir das natürlich auch 😉
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Naja, die folgenden Dösbaddeligkeiten des Tages waren minderschwer und die Kollegen haben es mit Fassung getragen.
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Erst einmal Danke für das Foto aus Innsbruck. Bin ich evtl. auch bald wieder, würde mich freuen, wenn das klappt
Erfrischende Story, Danke.
Da wo ich aufgewachsen bin und lange Zeit lebte, im Schwarzwald sagt man „o’gschickt“
Schönen Tag Dir
Thomas
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Gerne und hoffentlich klappt es mit einem Innsbruck-Besuch. Wirklich eine schöne Stadt, und erst das Rundherum, gell?
o’gschickt finde ich ja sehr lustig. Das klingt für mich eher nach dem Gegenteil: obergeschickt 😉
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Der Schwabe sagt dieses „un“ nicht o’agnehm“ so ein anderes Beispiel…
Schauen wir mal, ob das klappt. Mit meinem Sohn ins Stubaital… das ist der Plan
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