Also, bei Christiane gilt ja wirklich irgendwas ist immer und oft hat es mit drei Geschenken zu tun, die man nur noch verpacken muss, um sie der Bloggercommunity überreichen zu können.

Diese drei Wortgeschenke heißen diesmal

Pusteblume, Käsehobel und versteigern und kommen von Andrea aus Bremen. Hübsch in maximal 10 Sätze einwickeln, Masche drumrum und schon sind sie fertig für die abc-Etüden.

Klassische Märchen lesen sich ja oft ganz witzig bis seltsam, weil sie auch die Zeit, in der sie geschrieben wurden in ihren Bildern und Formulierungen transportieren. Aber man kann sie ja ein bisschen abkürzen, aufpimpen und updaten. Los geht’s:

The brave Schneiderlein

Ein kleines Schneiderlein saß betrübt auf seinem Tisch in seiner kleinen Werkstatt und wartete vergeblich auf Kundschaft, denn alle Welt kaufte nur noch Billigtextilien aus Asien und niemand ließ mehr seine kaputte Kleidung flicken oder nähen.

Da spazierte es hinaus vor die Tür, rupfte gedankenverloren eine Pusteblume aus und blies sie so stark und so lange an, bis 30 kleine Fallschirmchen auf einmal durch die Luft wirbelten und der Löwenzahn nur noch ein kahles Köpfchen hatte. Entzückt lief das Schneiderlein in seine Werkstatt, nahm ein T-Shirt und stickte darauf  „30 @ 1 stroke“, denn auf Englisch sähe jeder Spruch cool aus, dachte es.

Mit diesem T-Shirt wanderte es in die Welt hinaus, um sich nach einem anderen Job umzusehen und traf alsbald auf einem Berg einen Riesen, der sogleich beeindruckt war von dem T-Shirt und dem Schneiderlein seine Dienste als Bodyguard aufdrängen wollte, weil es für Riesen auf dem Arbeitsmarkt noch trister aussah als für Schneider.

Das Schneiderlein aber wollte den Riesen lieber los werden und zog aus seinem Rucksack einen uralten Laib Käse, den es wohl vor Wochen hineingelegt und vergessen hatte und der nun nicht nur aussah wie ein Stein, sondern auch ebenso hart war.  Das Schneiderlein fing an, mit einem Käsehobel Stückchen abzuschneiden, die es dann genüsslich verspeiste und fragte den Riesen wie beiläufig, ob er denn auch so ein toller Kerl wäre, der Steine essen könnte.  Der Riese wollte es sogleich versuchen, nahm einen großen Felsbrocken und erstickte leider daran.

Das Schneiderlein machte zufrieden ein Selfie von sich und dem Riesen, postete es erst auf Instagram und dann auf ebay, um sein T-Shirt – sein letztes wertvolles Hab und Gut – zu versteigern und vorher noch ein paar Likes zu kassieren.

Irgendein Dummer zahlte schließlich eine Unsumme dafür, weil er meinte das Schneiderlein habe sicherlich 30 Riesen erlegt und sei ein supercooler Typ.  Und das Schneiderlein lebte bis ans Ende seiner Tage zwar ohne Job, aber dafür in Saus und Braus in irgendeinem Steuerparadies, weil es keine Spekulationssteuer im kleinen Alpenland zahlen wollte.