Mit einem Schlag änderte sich dein Leben vollkommen.

Zurückgeworfen an den Anfang, hilflos, benommen.

Fast alles was war, scheint vergessen und ohne Sinn,

der Körper gelähmt, Teile deines Seins – für immer dahin.

 

Ein sauberes Zimmer, freundlich und hell.

Helfende Hände, doch dir geht alles zu schnell.

So viele Menschen drängen sich dicht an dicht,

betroffene Blicke, flüsternde Stimmen – „Kennst du mich nicht?“

 

Deine Worte sind zahlreich, doch wir verstehen sie nicht mehr,

irgendwann gibst du auf und dein Zimmer wird leer.

Dich so hilflos zu sehen, schmerzt und bedrückt,

manchmal bist du dem Leben rundherum schon entrückt.

 

Gefangen in einem Körper, der dir entgleitet,

Tränen der Scham, die Augen angstgeweitet.

Langsam, in Wellen erlischst du – hier im Pflegeheim.

Wird am Ende des Weges auch jemand bei dir sein?

 

Ich halte ein altes Foto von uns in der Hand,

du bist höflich zu mir, hast mich nicht erkannt.

Es tut weh, doch mein Schmerz ist nur klein

verglichen mit deinem Leid, sprachlos zu sein.

 

Ich fühle, dein Unbehagen ist groß, wenn ich bei dir bin.

Du bist erschöpft von den Besuchen, denkst, ich sei eine Pflegerin.

Ich frage „Willst du dich ausruhen“, du nickst, ich gehe.

Ich weiß, dass ich dich in diesem Leben wohl nie mehr sehe.

 

In meinem Herzen trage ich ein Bild von dir in jüngeren Jahren,

so herzlich wie damals will ich dich in meiner Erinnerung bewahren.

 

gewidmet: H.D.