Krüglein
schlüsselblumengelb
graupeln
So lauten diese Woche die drei Worte für die abc-Etüden (3 Worte, maximal 10 Sätze), die von Elke H. Speidel gespendet wurden.
„Der Krug geht so lange zum Brunnen bis er bricht.“
Diesen Satz hatte seine Großmutter, diese winzige, dünne Person oft mit einem wissenden Blick zu ihm gesagt, aber er verstand ihn bis heute nicht so recht, weil doch ein Krug gar keine Beine hat und daher niemals selbst gehen kann, sondern höchstens getragen wird. Dann ist das Zerbrechen aber auch nur eine Folge der Ungeschicklichkeit des Tragenden, ein Fehler des nicht unfehlbaren Menschen und nicht dem Krug anzulasten.
So dachte er während er sich das schlüsselblumengelbe Krüglein von allen Seiten besah, das er gerade auf dem Dachboden gefunden hatte. Wozu es einmal gedient hatte, erschloss sich ihm nicht, da er keinen Sinn für schmückende Dinge ohne praktischen Zweck hatte. Deshalb würde er auch all den Plunder hier einfach wegwerfen, nur diesen kleinen Krug wollte er sich doch behalten zur Erinnerung.
In seinen großen, fleischigen Händen trug er ihn vorsichtig über die Treppe hinunter als er bemerkte, dass etwas darin schepperte. Neugierig klappte er den Deckel auf und spähte hinein.
Mit einem dumpfen „Klonk“ zerbrach das Krüglein als es auf den Stufen aufschlug und die tote Maus landete direkt vor seinen Füßen.
Draußen begann es gerade lautlos zu graupeln, und ebenso leise fielen drinnen dicke Tränen auf die Scherben einer kleinen, zarten Figur, die nie mehr sein würde.
Die tote Maus gefällt mir, sehr lebensecht 😉
Und wie du das Innen (die Tränen) mit dem Außen (dem Graupeln) verbunden hast … sehr, sehr schön in meinen Augen.
Liebe Grüße
Christiane
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Vielen Dank
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Ja, so kann es gehen 😦 , aber schön geschrieben.
Liebe Grüße
Anna-Lena
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