Die Tagesschlagzeilen sind immer wieder einen Blogbeitrag wert. Zumindest finde ich sie, neben meinem Leben und alles, was sich darin und rundherum abspielt, eine überraschende Inspirationsquelle.

Der durchschnittliche Österreicher verbringt also 2 Stunden mit Haushalt – so ER denn eine Frau ist. Die Männer geben dabei nämlich nur 1 Stunde an. Und ich denke, das trifft das tägliche Dilemma doch ziemlich gut:

Wir Frauen schuften doppelt so viel (i.e. 100% mehr oder 200% von der von Männern verrichteten Haushaltsarbeit) im Haushalt – und wenn mir jetzt einer damit kommt, dass Männer eben effizienter arbeiten oder Frauen fauler, langsamer sind, der möge sich ganz rasch einen noch nicht gewaschenen Socken aus der überquellenden Schmutzwäschetonne in den Mund stopfen!

Die Männer leisten nur 50% von dem, was Frauen im Haushalt erledigen. Für mich ist dies kein Rätsel, auch keine Übertreibung oder gar fake news. Nein, ich denke sehr wohl, dass es zutrifft. Woran es liegt? Ganz eindeutig an einer selektiven Wahrnehmung aka gezielten Ausblendung von Dingen, die danach schreiben, getan zu werden. Wer kennt noch das Märchen von Frau Holle, der Gold- und der Pechmarie?

Während die fleißige, pflichtbewußte Goldmarie das braune Brot aus dem Ofen nahm, den reifen Apfelbaum schüttelte und Frau Holle beim Ausshütteln der Bettwäsche half, wollte sich die Pechmarie bis zum Goldregen durchschummeln. Ja, sie hörte das Brot rufen und die Äpfel bitten, und ja, natürlich hatte sie Frau Holle zugesagt ihr zu helfen, aber manchmal scheint es so, als ginge es auch einfacher als all die aufgetragenen Arbeiten zu verrichten, um an sein Ziel zu kommen. Und da wäre ja wirklich blöd, wer sich auf dem Weg anstrengt, nur um dann an dasselbe Ziel zu gelangen und die Belohnung zu empfanden.

Die Märchenkundigen wissen auch, dass es der Pechmarie nicht gut bekam, so faul zu sein und es wird ihnen nicht entgangen sein, dass die Goldmarie zwar ein bisschen zu lieblich und naiv scheint, aber es ist halt nur ein Märchen. In der Realität, schummeln sich die Männer nicht durch die Haushaltspflichten. Sie sehen sie einfach wirklich nicht. Ein Heer von tauben Pechmaries, die gut gelaunt am Backofen vorüberhüpfen und auch die Sprache der Äpfel nicht verstehen. Mit gutem Gewissen kommen sie beim Haus der Frau Holle an und tun nur das Notwendigste, das Bettenaufschütteln, weil sie gar nichts von all den anderen Aufgaben wissen. Unwissenheit schützt vor Strafe nicht, heißt es gewöhnlich bei der Rechtsprechnung, aber die Männer sind hier nicht die Angeklagten. Sie sind nur die Riege an Zeugen, die hoch und heilig schwören, dass sie alles, getan haben im Haushalt was zu tun war.

Ein nicht abgeräumter Frühstückstisch? Der läuft nicht davon und kann auch abends vor dem Dinner auf Vordermann gebracht werden. Die Waschmaschine piept während man am Herd steht. Erst muss aber noch die getrocknete Wäsche zusammengelegt und in den Kästen verstaut werden. Ach, das Piep piep piep hört nach ein paar Minuten sowieso von selbst auf. Und die Wäsche verschrumpelt zwar etwas mehr, wenn sie erst Stunden nach dem Fertigwerden aus der Trommel genommen wird, aber das kriegt man mit dem Bügeleisen schon wieder hin. Und genau genommen, wer will schon aalglatt, also faltenfrei, herumlaufen?

Die Männer tun also tatsächlich, was sie können.

Und wir Frauen tun, was zu tun ist.

Einen Vorwurf kann man dann wohl keinem der beiden machen und vielleicht sollten wir Frauen manchmal großzügiger über die Brösel hier, den Wäscheberg dort hinwegzusehen versuchen.