Die Worte für die abc-Etüden von Christiane kommen diesmal von Myriade (la parole a été donnée à l´homme pour cacher sa pensée) und lauten

Salatschüssel
seidig
übernehmen


 

Er goß das Olivenöl behutsam und tröpfchenweise in den Messingbecher, in dem bereits eine Brise Salz, etwas Essig und eine gut gehäufte Messerspitze Zinkphosphid zusammengemischt waren. Das Fett perlte samten und seidig auf dem sauren Gemisch. Ob die Dosis ausreichte? Es war zu hoffen.

Er verquirlte alles noch einmal und marinierte dann damit die grünen und rotrandigen Salatblätter. Das Bittere des Raddicchio sollte hoffentlich geschmacklich alles andere übertünchen. Fast hätte er das Giftgemisch gekostet. Im letzten Moment wurde ihm bewusst, dass das ein fataler Fehler gewesen wäre.

Nervös füllte er den Salat in die gläserne Salatschüssel mit dem Goldrand. Als sie den Speisesaal betrat und ihn bei der Zubereitung des Salates sah, schnaubte sie unfreundlich in seine Richtung: „Nur Salat?! Was bist du doch für ein armseliger Koch!“

Ich bin gar kein Koch, murrte er fast unhörbar, aber du bist verzogen und verfressen.

Dann flötete er in den süßesten Tönen: „Das Essen kommt gleich, fang doch mit dem Salat schon einmal an, Schatz!“

„Schatz! Von wegen! Hättest du nur einen mitgebracht bei der Hochzeit wie es sich gehört!“ knurrte sie.

Sein Herz schnürte sich vor Schmerz zusammen. Er hatte sich stets bemüht, ihr alle Wünsche zu erfüllen, sie glücklich zu machen. Dank dafür gab es nicht. Alles an ihm kritisierte sie. Das musste jetzt endlich ein Ende haben.

„Die Hauptspeise kommt gleich!“ rief er ihr zu und griff noch einmal beherzt in die Dose mit dem Rattengift. Eine ganze Handvoll streute er über die Soße. Sollte das nichts helfen, dann blieb ihm nur noch eines übrig, die Prinzessinnen aufzufressen, wie es sich für einen gefährlichen Drachen wie ihn gehörte. Und danach würde er sich eine neue, weniger eingebildete suchte. Als letzter Drache des Königreichs hatte er eine so schlechte Behandlung nicht verdient.