Dieser Beitrag ist nicht nur inspiriert von den drei Wörtern der abc-Etüden von Christiane diesmal mit den Worten von Etüdenerfinder Ludwig Zeidler:
Abfallglück
Verfallsdatum
unschuldig
sondern insbesondere auch von einer abc-Etüde von Wortgeflumselkritzelkram. Hier also meine (eine mögliche) Fortsetzung zur Findelkindgeschichte:
Ein fallender Apfel hat angeblich zu einer fundamentalen Erkenntnis in der Physik geführt. Unschuldige, fallende Äpfel können also Geniales bewirken. Oft sind sie mehr als nur die Einschläge auf der Streuobstwiese.
Obst, insbesondere Äpfel hatte sie schon immer gerne gegessen. Ob sich ihr Kosename „Apferl“, niederösterreichisch ausgesprochen „Abfal“, von ihrer Vorliebe für die rotbäckigen Früchte herleitete oder sie den Namen aufgrund ihrer gesunden, roten Wangen bekommen hatte, wusste sie nicht zu sagen.
„Apferlglück“ war jedenfalls eines der Geheimwörter, das sie mit ihrer Mutter zusammenschweißte, das sich die beiden zuflüsterten, wenn sie wieder einmal ganz besonderes Glück hatten: Der Hauptgewinn in der Tombola auf dem Faschingsfest, der Fund einer Zwei-Euro-Münze oder einfach eine Grünphase bei den Ampeln, wenn sie wieder einmal spät dran waren.
Mutter und Tochter waren eine Herz und eine Seele. Die Mutter strahlte übers ganze Gesicht, wenn sie von ihrer Tochter erzählte, war jemand, der immer fröhlich schien, Nahrungsmittel nicht einfach wegwarf, nur weil das Verfallsdatum überschritten war, und natürlich sehr tierlieb. Sie war einfach die beste Mama der Welt.
Es war kurz nach ihrem achten Geburtstag als ihr Stiefvater, der erst im vergangenen Februar bei ihnen eingezogen war, mit einem breiten Grinser und etwas schwankend von der Firmenweihnachtsfeier nach Hause kam. An diesem Abend lachten sie besonders viel und blödelten herum. Gerade hatten sie eine kitschige Fernsehwerbung für Smoothies gesehen, als sie „Sie sollten das lieber Apferglück nennen!“ herausprustete. Johannes rief: „Aber das heißt doch nicht Apferlglück, du Dummerchen! Es heißt Abfallglück! Du bist Mamas Abfallglück. Das wäre aber wirklich ein guter Name für den Gatsch! Abfallglück!“ Er wischte sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln.
Sie aber starrte ihn wie versteinert an. Abfallglück?! Sie war Abfall?! Tränen liefen über ihr Gesicht. Es waren keine Tränen des Glücks.
Was für eine entzückende Spielerei mit Worten! 🙂
Herzlich
Anna-Lena
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Kommt als nächstes „Du bist ja sowieso nicht mein Vater! Auf dich brauche ich gar nicht zu hören!“? In meiner Jugend war das die Klischee-Aussage seine Stiefeltern nicht ernstzunehmen, an der Schule meines Bruders auch gern „Du blöder Asi, halt’s Maul!“ (ja, auch das war in einer besseren Familie, der „blöde Asi“ saß in irgendeinem Aufsichtsrat oder so etwas). Wenn das Mädchen in der Geschichte aber so kontern würde, dann gälte sie als schlagfertig, selbst dann in einer Schockreaktion.
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Was für ein Idiot, der Typ. Aber schön, dass du die Sache mit dem Mädchen aufgegriffen hast und es ihr gut geht, prinzipiell jedenfalls.
Liebe Grüße
Christiane
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Ooooooooh…… Also erstmal freu ich mich ungemein, dass du meine Geschichte weiter gesponnen hast. Aber so ganz nach Happy end klingt das ja auch noch nicht. Sie klingt ja mehr als nett, aber ob sie sich mit dem Typi so einen Gefallen getan hat… hm….. ich sag mal: schreib weiter 😁
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Und die Wortspielerei mit Abfall und Apfel ist grossartig!!!
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😉
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Ja, der Johannes war kein richtiger Glücksgriff. Hoffentlich renkt sich das wieder ein
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