Als Niederösterreicherin hätte ich zum Buchstaben L ja eigentlich am 15. November einen Artikel über Leopoldi, den Babenberger Markgrafen Leopold III. veröffentlichen können. Habe ich aber nicht getan, weil ich geschichtlich im Vergleich zu meiner Mutter und meinem Mann sozusagen ein „geistiges Nackerpatzerl“ bin. Und damit wären wir auch schon beim heutigen Thema. Nein, es geht nicht um Nacktheit und auch nicht um den Geist, sondern (wieder einmal) um die (Landes)sprache. Wir hier nennen es offiziell Deutsch, aber es ist genau genommen halt Österreichisch, was wir sprechen. Ob das deutsche Pendant zum geistigen Nackerpatzerl der Azubi des Geistes ist, müsst ihr mir verraten. Ich werde heute lieber über Meuchelmord schreiben.

Übrigens, als Nachtrag zum nicht geschriebenen Blogbeitrag:

Leopold ist der Landespatron von Niederösterreich und alle Schulkinder in diesem Bundesland haben an dem Tag frei. Und wie es mit dem Kalender nun einmal so ist, so fiel der heurige Leopoldi auf einen Donnerstag, wodurch der Freitag zum falschen Fenstertag wurde. Insgesamt gesehen also ein langes Wochenende dank eines längst verstorbenen Heiligen.

Apropos heilig, apropos sterben: Ich schrieb am 11.11. auch nicht über den heiligen Martin, der heutzutage vor allem sehr viele Gänse das Leben kostet, die heimtückisch, weil unerwartet, ermordet werden. Und damit sind wir schon in medias res: dem Meuchelmord. Ein Wort, das ich ausgewählt habe, weil es mir ad hoc zu M einfiel (gleich nach Mama, Moneten und Meisterdetektiv) und darüberhinaus auch noch zwei sehr prägnante M im Namen trägt.

Meucheln kommt übrigens von miucheln, Mittelhochdeutsch für heimlich, wie mir der Duden verraten hat. Ein heimlicher Mord. Es ist tatsächlich nicht immer so, dass man sich bei einem Mord um Heimlichkeit bemüht. In Zeiten von facebook & Co. ist es (leider) sogar schon vorgekommen, dass man sich dabei filmt, wie man jemanden ermordet und das Ganze auch noch als livestream ins Darknet stellt. Oder aber Morde, die auch als Message, als Nachricht und Warnung für andere gedacht sind.

Meucheln, heimtückisch ermorden – brrr, mir läuft es ganz kalt über den Rücken. Und plötzlich fühlt man sich mutterseelenallein so in einem Haus am Land, am Rande des Dorfes, gleich neben dem Wald. Was die Mutter damit zu tun hat? Auch hier hilft der Duden weiter: die Mutterseele, das ist eigentlich die Menschenseele. Daher heißt mutterseelenallein dasselbe wie verlassen von allen Menschen. Tröstlich wie hier die Mutter als Beschützerin und Ursprung der Menschen heimlich mit ins Spiel gebracht wird? Oder aber klingt es mehr nach einem Vorwurf, dass die Mutter nicht da ist, wenn ihr Kind sie braucht? Wer weiß, der Klang von Worten, ihre Konnotationen, die Begleitvorstellungen, treiben so manche wundersame Blüte.

Und so kommt es auch, dass das Mauscheln gar nicht von miucheln kommt, wie ich naiv gedacht hätte, sondern viel mehr von Moses: „Wie Moses sprechen“, ein vollkommen nicht vorurteilsfreies Wort also, da es die heimliche Abrede beim Geschäft und den Betrug beim Spiel zur jüdischen Eigenschaft macht. Worte können alles andere als neutral sein. Aber um das N kümmern wir uns dann das nächste Mal.