Gibt es das perfekte Nichts? Oder auch: Kann es Nichts geben und wenn ja, wie schaut es aus, wie kann ich es sehen und was sehe ich dann genau?

Solche Fragen beschäftigen mich gewöhnlich nicht, außer ich wälze mich schlaflos hin und her und mein Hirn schlägt Kapriolen.

Selbstverständlich habe ich auch Antworten auf diese hochphilosophischen, tiefgründigen Fragen: Nichts wird auf dem Zahlenstrahl durch die Null versinnbildlicht und die 0 ist aufgrund ihrer geschlossenen, runden Form (nahezu) perfekt. Ergo: Es gibt das perfekte Nichts und ihr Name ist Null. Ja, hätten sie nur mich gefragt, Platon, Kant, Sartre und all die anderen, die sich jahrelang ihren Kopf über das Nichts zerbrochen haben- Ich hätte es ihnen schon erklärt.

Aber mich fragt halt keiner.

*seufz*

Seltsamerweise ist es mir auch noch nicht gelungen, meinen Kindern die Sinnhaftigkeit der Null zu erklären.

(Selbst eine Null – ätzt mein AlterEgo und lacht hell auf)

Die Null kommt beim Rechnenlernen erst sehr spät, soweit ich mich erinnere. Ewig lang wird das Zählen geübt und ständig fangen wir bei der 1 an. Dabei ist doch das neutrale Element der Addition die Königin unter den ganzen Zahlen, die Schweiz unter den Ziffern. Aber sie ist auch ein ganz schöner Wendehals, der seine Unscheinbarkeit in der einen Rechenoperation wettmacht durch seine Allmacht in der anderen: Null mal irgendwas ist immer Null. Null vernichtet sie alle, ha! Da können sich die Superhelden aus den Comics noch etwas abschauen. „Eine Null sein“ ist womöglich der falsche Ausdruck für einen Nichtskönner, denn aus dem Nichts wird Alles und alles wird nichts, wenn die Null mit ihnen fertig ist.

Die Königin hat einen Körper und was für einen! Den kann man nur noch axiomatisch beschreiben – sozusagen. Die Null lässt sich auch nicht irgendwo hinein stopfen, sie ist selbstsüchtig und teilt nicht: Division durch 0? Geht gar nicht.

Ja, da blüht meine Liebe zur Mathematik auf auf dem Blog, wie ein zartes Pflänzchen. Wenn wir schon bei zart sind: Neugeborene wollen gut behütet sein. Bis zu ihrem ersten Geburtstag ist es ein ganz schönes Stück, außer natürlich es handelt sich um Babypuppen. Die werden geboren und – schwups! – sind sie 1.

Hm.

Ja, also bei unserer Babypuppe ist das zumindest so: E berichtete mir stolz, dass ihre Puppe (nach einer aufregenden halbstündigen Schwangerschaft) gerade auf die Welt gekommen sei und jetzt ein Jahr alt wäre.

Ein Blick auf die Körperaxiome der rationalen Zahlen (für die muss die Ratio doch sicherlich gelten!) verrät uns, dass es eine 1 gibt, aber diese 1 ungleich 0 ist. In der Mathematik lässt man sich kein X für ein U vormachen! In den Köpfen meiner Kinder bereitet die Vorstellung, dass man weniger als 1 Jahr alt sein kann, jedoch ziemliche Probleme, fängt man doch beim Zählen immer bei der 1 an. Und vor dem Anfang, da ist Nichts, aber die Puppe ist nicht Nichts, sondern ein Etwas, nämlich ein Baby, also kann sie nicht weniger als 1 sein. Glasklare Logik.

Da fährt die Eisenbahn drüber. Also, hoffentlich nicht wirklich, weil wir untröstlich wären, wenn der Puppe etwas zustößt. Mit all meinen (klugen) Erklärungsversuchen (dass man erst ein Jahr lang auf der Welt gewesen sein muss, bevor man 1 wird) habe ich bislang nichts erreicht.

Nun gut, ein Jahr ist auch so unvorstellbar lang für kleine Kinder, dass E neulich auf meine Frage, wer bei uns zu Hause schon 17 Jahre alt sei, neugierig meinte: „Du, Mama?“

Hach, na gut, dann lass ich die Fünf mal gerade sein, wenn ich solche schmeichelhaften Komplimente bekomme 🙂

Des Rätsels Lösung lautet übrigens: Unser Kater, aber für den sind Zahlen null und nichtig.