Es soll ja Menschen geben, die nicht so gerne reden. Mein Mann behauptet, acht Jahre lang mit einem Buben in die Schule gegangen zu sein, der in dieser ganzen Zeit ganz sicher weniger gesprochen hat als unsere beiden Töchter an einem Morgen. Tatsächlich streiten sie fast täglich gelegentlich, wer denn nun gerade eine Geschichte erzählen darf. Dummerweise fallen die Geschichten bei beiden Kindern nicht kurz aus, sondern werden zu Monologen der Type Filibuster. Woher sie das nur haben? Tz!

Gestern Morgen war es wieder einmal soweit. Z und E versuchten den noch reichlich müden Eltern Spannendes zu schildern – Träume, Kindergartenerlebnisse, reine Fantasiegeschichten. Es ist schwer zu sagen, worum es genau geht, wenn zwei kleine Kinder wie rauschende Wasserfälle auf einen einreden, während man eigentlich nur in aller Ruhe das Müsli essen will.

Ganz kurze Zeit funktioniert das abwechselnde Reden ja schon, aber vermutlich nur deshalb, weil auch der motivierteste Redner irgendwann Luft holen muss.

Ich bin immer bemüht, die Unterhaltung in Stereo mitzubekommen und entsprechende „Wirklich? Na, so etwas! Mhms!“ etc. einzuwerfen, während mein Mann – so denke ich – gar nicht bemerkt, dass der Lärmpegel bei Tisch von theoretisch verständlichen Worten herrührt, denen man zu folgen versuchen sollte. Er isst sein Müsli im Modus „Durchzug“.

Kinder (und manchmal auch noch Erwachsene) haben eine „Ich auch!“-Mentalität. Sobald also die eine anfängt, etwas zu erzählen, fällt ausgerechnet in demselben Moment der anderen auch eine Geschichte ein, die unbedingt und selbstverständlich sofort mitgeteilt werden muss.

Irgendwann – nachdem E wiederholt Z ins Wort gefallen war (da Zs Geschichte einfach kein Ende nehmen wollte) wurde die kleine Z traurig und wütend zugleich und rief unter Tränen:

„Ich darf reden! Ich habe auch einen Mund!“ 

Sprache: können wir; Logik: faszinierend; Benehmen: ausbaufähig