Das Ich ruht in sich selbst.

Oder es hüpft hyperaktiv durch die eigene Biographie und ist stets auf der Suche nach seinen Inhalten und Grenzen. Das, was etwas ausmacht, das wovon es sich unterscheidet – zwei definierende Merkmale.

In meinem Leben gibt es einen roten Faden, den ich seit meiner Kindheit immer wieder aufgreifen kann, ob ich will oder nicht. Daraus ließe sich wahrlich ein Seemannsgarn spinnen. Der absichtlichen Übertreibungen aber bedarf es gar nicht, dafür sorgt schon mein wiederkäuendes Ich.

Oh, und schon erkenne ich einen zweiten roten Faden, der mit dem ersten (noch zu benennenden) so eng verbunden ist, dass die beiden fast untrennbar scheinen: Das Wiederkäuen.

Es findet sich nicht nur bei genügsamen Tieren, sondern auch bei deutlich weniger genügsamen Menschen. Insbesondere bei solchen, die sich nicht leicht mit etwas abspeisen lassen, die nach Perfektion streben, welche jedoch genauso wie die besten Kräuter für die Ziege oft unerreichbar bleiben.

ziegen

Erlebte Situationen werden wieder und wieder durchgedacht, im Geiste durchlebt, wiedergekäut. Sie lassen einen nicht los, weil sie erst von allen Seiten analysiert werden müssen. Geführte Gespräche laufen im Kopf in der Endlosschleife ab.

Die eigenen Worte, die beim Gesprächspartner höchstwahrscheinlich längst nicht mehr nachhallen, werden wiederholt und noch im Nachhinein auf die Goldwaage gelegt. Nicht nur wenn das Gespräch oder eine sonstige Situation nicht zur eigenen vollsten Zufriedenheit gelaufen ist, auch dann, wenn alles wunderbar geklappt hat.

Das Erfolgserlebnis sooft wie möglich Revue passieren lassen oder vergeblich versuchen, vor sich selbst eine Rechtfertigung für die eigenen zu harschen, vorschnellen Worte, Gedankenfehler oder ungeschickten Formulierungen zu finden. Was,  nebenbei gesagt, selten gelingt.

Der erste rote Faden, über den ich hier eigentlich schreiben wollte, ist dieses Gefühl (bestärkt durch Gespräche oder Versuche solche zu führen), dass viele andere ganz anders denken, anders ticken.

Wenn ich eine Uhr wäre, würde ich wohl gegen den Uhrzeigersinn laufen. Das wiederum macht es beschwerlich, dauerhafte Verbindungen zu anderen Menschen zu schaffen. Verweilen und rasen, aber nie zur richtigen Zeit am richtigen Ort.