Advents-abc-Etüden von Christiane:
Adventskranz, Angst, Backblech, Blues, Christstollen, Dominosteine, Einsamkeit, Feuerzangenbowle, Finsternis, Frostbeule, Geschenklotterie, Glühwein, Hoffnung, Kater, Kerzenschein, Kuschelsocken, Lichterketten, Schnee, Spendenaufruf, Stern, Stress, Weihnachtsmarkt, Zauber, Zuckerorgie
Spätestens wenn am Adventskranz die 4. Kerze brannte, nahm der Stress solche Ausmaße an, dass dem Christkind angst und bange wurde, ob es auch heuer wieder alle seine Besuche heimlich, pünktlich und zur Freude aller Kinde schaffen würde.
Solche Arbeitsbedingungen wünschte sich kein Mensch: Ein einziger Tag im Jahr zählt für die Beurteilung und obwohl man der Held des Tages war, durfte man sich noch nicht einmal sehen lassen.
Und dann immer diese geforderte Flexibilität, denn obwohl das Datum für alle Ewigkeit feststand, war die offizielle Vorbereitungszeit von Jahr zu Jahr unterschiedlich lang, einmal waren es fast 5 Wochen, dann wieder nur exakt 4, noch dazu wurden die Wünsche der Kinder jedes Jahr größer, teurer, technischer, glitzernder, manchmal schon fast unverschämt.
Während die Konkurrenz im Norden ein kräftiger Kerl mit warmen Mantel war und sich als Unterstützung auch noch ein paar Rentiere hielt, stand dem Christkind gerade Mal eine Schar Engel zur Seite, die statt Packerl zu schleppen, lieber winzige Harfen und Flöten in den Händen hielten und ohnedies in der Winterkälte mit ihren Nachthemdchen so erbärmlich zitterten, dass das Christkind es meist vorzog, alleine auf Dienstreise zu gehen.
Nach dem Fest kam dann nicht nur bei den Menschen die große Erschöpfung, auch das kleine Christkind saß müde, alleine und manchmal sogar etwas enttäuscht im Kerzenschein des geschmückten Baumes in seiner kleinen Stube und starrte in die flackernden Flammen.
„Zeigen darf ich mich nicht, nicht mitfeiern, nur die Geschenke darf ich bringen und wenn die Augen der Kinder zu strahlen beginnen und die ganze Familie einmal im Jahr für ein paar Minuten ruhig beisammen steht, ohne dass jeder auf sein Handydisplay schaut, und die ersten schiefen Töne von »Stille Nacht« oder »Oh du fröhliche« erklingen, bin ich schon wieder längst über alle Berge, und hetzte mich, um alle Zustellungen zu erledigen.“
„Mir reicht’s!“ rief das Christkind plötzlich, packte eine der Lichterketten, die um den Baum gelegt waren, und lief damit nach oben auf den Dachboden, wo es einen verstaubten Sessel aus der Ecke zog und hustend darauf kletterte, um das Kabel mit den bunten Lichtern an einen Dachbalken zu knoten.
Nachdem es geprüft hatte, ob die Lichterkette auch halten würde, seufzte das Christkind noch einmal tief, schloss die Augen und im nächsten Moment wimmelte es im Raum nur so von Englein.
„Party!“ kreischte das Christkind, die engelhafte Big Band würgte die Harfen und ließ die Posaunen zum bunten Discolicht nur so schmettern, dass schon bald ein fröhliches Lachen zu wilden Rock and Roll Tönen durch die Dachluke in die Finsternis der Nacht hinaus drang, welches in jener sonderbaren Nacht noch auf der Erde zu hören war.
Dass man das Christkind nicht sieht, finde und fand ich auch schon immer höchst unfair. Und deine Auflösung ist … geschickt! 😉 Ich dachte nämlich auch …
Liebe Grüße
Christiane 😉
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OMG, jetzt hatte ich kurz Angst, ob das Christkind mit der Lichterkette womöglich … nicht auszudenken … ich dachte sch 🙂
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He, da fehlt der halbe Kommentar:
… ich dachte schon. Aber Gott sei Dank nur Party!
Hab einen schönen Tag! 🙂
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