Langsam interessieren sich meine Kinder dafür, welcher Wochentag gerade ist. Sie glauben zwar noch, dass man den Tag selbst beliebig auswählen oder die Reihenfolge nach Wunsch gestalten kann …
E: Welcher Tag ist heute?
Ich: Heute ist Mittwoch
E: Nein, Sonntag.
Ich: Nein, es ist Mittwoch. Morgen ist Donnerstag, dann kommen der Freitag und der Samstag und erst dann ist wieder Sonntag.
E: Heute ist Freitag
Ich (seufzend): Nein, es ist noch immer Mittwoch.
E: Nein, es ist Donnerstag
Ich: Nein …
und wenn M. Mama nicht irgendwann aufgegeben hätte, der Tochter die Fakten als solche zu präsentieren, dann wären Mutter und Tochter in einem ewigen Kreislauf aus „Nein! – Nein!“ gefangen.
Eigentlich gefällt mir diese fantastische Freiheit, die Kinder noch (glauben zu) besitzen. Wäre doch toll, wenn man auch in der Arbeit einfach zum Beispiel montags sagen könnte: „Morgen ist Wochenende und ich habe frei!“
Heute ist Sonntag, ein guter Tag, um die Freitagsfragen der Brüllmaus zu beantworten:
1.) Es ist Freitag der 13.: Bist Du abergläubisch?
Nein.
Höchstens ein kleines bisschen.
Also, ich würde nicht unbedingt eine OP an einem Freitag, dem 13. ansetzen und auch nicht gerne eine wichtige Prüfung ablegen müssen, aber prinzipiell traue ich mich am 14. wieder aus dem Haus, um die schwarzen Katzen in der Nachbarschaft zu streicheln. Unter Leitern spaziere ich sowieso generell nicht durch. Zu denken, dass wäre eine gute Idee ist auch an allen anderen Tagen im Jahr recht dumm, wenn ihr mich fragt.
2.) Kannst Du verzeihen?
Um es mit den Worten meiner 2-jährigen Tochter zu sagen:
Nein, ja.
Beides.
Es kommt darauf an, was vorgefallen ist, wie sehr es mich getroffen hat, wie wichtig es für mich ist. Manche Dinge sind meiner Ansicht nach unverzeihlich.
Aber man sollte nicht aus jeder Mücke einen Elefanten machen (obwohl das natürlich die Anzahl der ohnedies vom Aussterben bedrohten grauen Riesen mit einem Schlag enorm erhöhen würde und aus Tierschutzgründen daher vielleicht zu empfehlen wäre. Auf Dauer schadet es vermutlich jeder Beziehung, wenn man jedes Ärgernis aufbauscht, alles persönlich nimmt und diese Momente ewig mit sich herumträgt.
Aus einem unbedachten oder im Zorn gesagten Wort wird mit der Zeit eine ganze Festung, in der man selbst letztendlich der leidende Gefangene ist.
Man sollte seine Energie lieber in die Bewältigung von Problemen oder die Erhaltung von Freundschaften stecken als in die Pflege von Groll und Gram.
3.) Der Nachbar, der seinen Hamster nach dem Urlaub nicht mehr zurück haben möchte, hat Entscheidungsbefugnis über Deinen Arbeitsplatz. Wie reagierst Du unter dieser Prämisse?
Dieser Nachbar ist mir äußerst suspekt. Wie kann man einen Hamster nicht mehr zurückhaben wollen?! Hallo! Es geht um einen Hamster: Knopfaugen, kleine rosa Nase, winzige Pfötchen, seidiges Fell, lustige Backen – muss ich mehr sagen.
Also, ich bin mir nicht sicher, worüber er genau entscheiden dürfte, aber ich neige dazu privat und beruflich möglichst zu trennen. Daher hätten wir vermutlich einfach ein recht abgekühltes, rein geschäftliches Verhältnis.
Und ich würde ein paar Fotos von Hamsti und mir an den Rand des PC-Monitors kleben 🙂
4.) Die Wahl der Qual: Wissen wie Du stirbst oder wissen wann Du stirbst?
Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaahhhhh!
Also, ehrlich gesagt, will ich beides keinesfalls wissen. Beides würde mir Qualen bereiten und die Zeit bis zu meinem (kläglichen? friedlich entschlafenden?) Ende gründlich verleiden.
Obwohl ich kein risikofreudiger Mensch bin, renne ich da doch lieber völlig unvorbereitet und mit Scheuklappen auf den Augen durch den Tag, bis mich irgendwann das Verderben wie auch immer einholt.
Warum auch immer fällt mir dazu ein ganz großartiger Nena 80er Jahre-Song ein:
„Im Sturz durch Raum und Zeit
Richtung Unendlichkeit
Fliegen Motten in das Licht
Genau wie du und ich.“
Was das Sterben angeht, so will ich das Wann und Wie nur wissen, wenn sichergestellt ist, dass ich in hohem Alter (also noch lange nicht) im Kreise irgendwelcher dann hoffentlich noch vorhandener Lieben friedlich in meinem eigenen Heim und Sessel entschlafe.;)
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Das wäre ein Szenario mit dem man leben kann – sozusagen 😉
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Das Sterben ist kein Wunschkonzert 😉
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Die Sache mit den Wochentagen wird ja zudem dadurch auch nicht einfacher, dass es zu allem Überfluss noch Ausdrücke wie „Wahlsonntag“ gibt. Wie erklärt man einem Kind (egal welchen Alters) plausibel, dass „Wahlsonntag“ NICHT bedeutet, dass man einen beliebigen Wochentag rundweg zum Sonntag erklären kann? 😉
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Hihi! Genau!
Das wäre aber oft ein erfreulicherer Sonntag als die Wahlsonntage, wie wir sie jetzt kennen 🙂
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Ja, man müsste eine Umnutzung des Ausdrucks „Wahlsonntag“ ernsthaft in Erwägung ziehen.
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Sehr ehrliche Antworten. Auch ich tue mich mit dem Verzeihen schwer und sehe in der Tat auch Grenzen im Verzeihen. Berufliches und Privates trennen musste ich erst lernen, mittlerweile gelingt es mir und ich lebe damit sehr gut. Werde ich definitiv auch nicht mehr ändern😊 Schönen Sonntag, LG Ela
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