Ich habe es schon einmal erwähnt: Wir haben uns im Urlaub eine Marionettenversion von Mozarts Zauberflöte angesehen. Wir haben dann auch die DVD gekauft, auf der die Oper in zweistündiger Länge (statt der für Kinder adaptierten Kurzfassung) drauf ist.
Am letzten Ferientag regnete es in Strömen. Der perfekte Tag, um gemütlich auf der Couch zu sitzen und Oper zu schauen. Gesagt, getan. Allerdings nicht bis zum Ende. Das wäre einfach zu lange auf einmal.
Am nächsten Morgen (vor dem Kindergarten) bettelten die Kinder dann plötzlich: „Können wir heute den Film fertig schauen?“ Gewohnheitsgemäß wollte ich schon entrüstet: „Nein, kommt nicht in Frage!“ rufen, da wurde mir bewußt:
Die Kinder betteln darum, eine Oper sehen zu dürfen. Eine OPER!
Fernsehen – Oper – fernsehen – Oper – ein Dilemma!
Zum Glück ließ es sich rasch lösen: Vor dem Kindergarten konnte sowieso nichts geschaut werden und danach war die Sache erst einmal in Vergessenheit geraten. Aber am nächsten verregneten Wochenende schauen wir uns dann noch einmal an, wie Papageno seine Papagena findet 😉

Bei Marionetten denke ich immer an die Feys – Fritz und Ingeborg Fey, sie kamen in den Nachkriegsjahren mit ihrem Karren und spielten in unserer Schulbaracke selbst geschriebene nordische Märchen mit den selbst geschnitzten Marionetten Gundregubbe, Skarfrü und mit dem kleinen Fietje Appelsnuut natürlich. Für mich wars die erste Begegnung mit dem Theater – und es blieb die prägendste. Später, als TV aufkam, mussten sich auch die Feys anpassen. Und so sah ich, nun schon erwachsen, die Zauberflöte in der Glotze. Es war sehr gut gemacht, unbedingt, aber ich war sooo enttäuscht. Denn nichts von dem Zauber der Marionetten kam rüber, die ich in mein Kinderherz geschlossen hatte. – Ebenso ging es mir mit dem griechischen Schattentheater, mit dem Karagiosi und seinen Gören, dem Sultan etc – ich lachte mich kringelig, als ich sie auf der Bühne sah, im Fernsehen aber sagten sie mir nichts. Zu schade.
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Eine sehr schöne Geschichte – und eine Erfahrung, die nach Wiederholung ruft, auch ohne Marionetten: Kinder sind sehr viel aufnahmebereiter, als wir gemeinhin denken! Mein inzwischen sechsjähriger Enkel wurde (zugegebenermaßen auf Grund der Tätigkeit seiner Mama, die an der Oper arbeitet) bereits als Dreijähriger mit Oper-Erlebnissen konfrontiert (ursprünglich nur zum Hineinschnuppern, am Tag der offenen Tür) und hat inzwischen mehrere komplette Vorstellungen gesehen – weil er es so toll findet! Also: nur Mut! Es gibt eine Kinderwelt jenseits von Biene Maja, Heidi und Co. 😀😀
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