Man könnte meinen, du wohnst in einem Bunker, bei den Vorräten, die du hier alle hortest! Wer braucht denn den ganzen Mist? Geh doch mal raus an die frische Luft, setze dich in den Park und schnuppere an den Sommerblüten.“

Sie nickte langsam und fast unmerklich mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen, doch in ihren Augen war nichts als Traurigkeit.

Als ihre Tochter endlich gegangen war, in das schnelle, aufregende Leben junger Leute zurückkehrte, setzte sie sich erschöpft auf den etwas wackeligen Holzstuhl in der Küche und stützte den Kopf müde in die faltigen Hände.

Ach, wie bittersüß schmeckte die Melancholie, die bleischwer an ihren Gliedern hing und sie seit langem im Hause gefangen hielt.

Ja, ihre Wohnung war längst zu einem Bunker geworden, der sie schützte und einengte, der sie abgrenzte vom täglichen Horror über den die Zeitungen berichtete und der sie langsam anfing zu erdrücken.

Aber hier war es noch immer besser als im Park unter den Leuten zu sein, wo sie alle nur für eine von diesen verrückten Alten halten würden, die Tauben füttern und den Blumen und Vögeln ihre Lebensgeschichte aufdrängen, weil sie so schrecklich einsam sind, zu Hause, ganz allein.

 

lz abc.etueden schreibeinladung 1 wortgeflumselkritzelkram 24.17 | 365tageasatzaday

Christiane hat wieder zu den abc-Etüden eingeladen, den Schreibübungen in maximal 10 Sätzen, diesmal rund um 3 Worte, die wortgeflumselkritzelkram beigesteuert hat.