Der Muttertag naht. Das Thema „Mutter“ hat auch Tante Tex am Story-Samstag ausgegeben. Uff, was könnte ich dazu bloß schreiben?
Nein, Spaß beiseite. Als „Mein Name sei Mama“-Bloggerin ist der Muttertag ja sozusagen auch der Namenstag meines Blogs. Yeah! Die Vielfalt an Mamas, über die ich schreiben könnte und möchte ist groß.
Was hat es denn nun mit diesem Muttertag auf sich? Alle anderen Tage sind bei uns Mamatage – „Mama, dies …! Mama, das …!“ Nur nächsten Sonntag, da wird alles ganz anders sein:
Erst wenn man selbst Mutter wird, kann man den Muttertag gemütlich und entspannt angehen. Man selbst steht ja im Mittelpunkt, man selbst ist ja die Gefeierte, man selbst ist das, worum sich alles dreht. Man braucht sich nicht mehr um Geschenke zu kümmern.
Soweit die Theorie.
In der Praxis heißt Muttertag, dass man nach 364 Tagen, an denen man sich von früh bis spät abstrampelt, sich um den Einkauf und die Essensplanung kümmert, das Haus irgendwie (mehr oder weniger) in Schwung hält und die Kinder wie durch ein Wunder mit allem Lebensnotwendigen und einigem darüber hinaus versorgt, dann endlich einmal …
… einkaufen geht, damit alles für die Torte zu Hause ist, die man selbst zur Feier des besonderen Tages backen wird.
… extra gründlich aufräumt, damit alles zur Feier des besonderen Tages schön ordentlich aussieht. Man will sich ja nicht am Sonntag durch pisaturmartige Anhäufungen von Spielzeug kämpfen müssen, um die Umarmungen und Küsschen der Kinder entgegennehmen zu können
… ganz überrascht tut, wenn die Kinder mit den Geschenken vor einem stehen und vielleicht auch noch ein Gedicht aufsagen.
Die Freude ist garantiert echt, weil es einfach zu süß ist, wie sie sich Mühe geben, mir ein tolles Geschenk zu machen. Die Überraschung aber ist garantiert gespielt, weil sie es nicht für sich behalten konnten, was sie im Kindergarten für den Muttertag gebastelt haben.
Ein klein wenig bin ich ja selbst schuld. Was frage ich denn auch nach, ob sie schon etwas gebastelt haben! Natürlich bekomme ich in diesem Fall nicht nur ein einfaches Ja oder Nein zur Antwort, auf das ich gelegentlich vergeblich hoffe, wenn ich zum Beispiel wissen möchte, ob man sich schon die Hände gewaschen hat, ob man schon satt ist oder ob man vielleicht ganz dringend aufs Klo muss. Da gibt es gewöhnlich noch nicht einmal eine einsilbige Antwort. Und kaum habe ich nach Sherlock Holmes-Manier meine eigenen Schlüsse gezogen, was denn nun Sache ist, werde ich durch Tatsachen oder einen kindlichen Tobsuchtsanfallsweinkrampf eines Besseren belehrt.
Aber wenn es um die Mutter- und Vatertagsgeschenke geht, da kennen sie keine noble Zurückhaltung, die Kleinen. Da wird alles ausgeplaudert. Zu Recht stolz sprudelt es aus ihnen heraus, welche Kunstwerke sie geschaffen haben. Dann wird auch noch gleich das Gedicht generalgeprobt – allen meinen Hinweisen zum Trotz, dass es doch eigentlich eine Überraschung bleiben sollte. An dieser Stelle sei erwähnt, dass mir E nachträglich versicherte, dass die Kindergärtnerin auf explizite Nachfrage gemeint habe, es wäre erlaubt, zu Hause zu erzählen, was für die Eltern gebastelt wurde 🙂
Also lauschte ich schon zwei Wochen vor dem Muttertag einem kleinen Vierzeiler, dessen Anfang recht bekannt daherkam. Irgendetwas mit „wie lieb ich dich hab“, das einem das Mutterherz sofort wohlig wärmt. Das Ende klang dann so:
„Und jetzt zum Schluss, bekommst du von mir noch einen süßen Zu…murmel…kuss“
Einen was?!?! Einen Zungenkuss? Ich war schockiert. Sollte ich die Wahl des Kindergartens überdenken? Ging das mit den liberalen, fortschrittlichen Erziehungsmethoden vielleicht doch zu weit? Die Gedanken in meinem Kopf überschlugen sich: Der Traum der kindlichen Unschuld meiner Töchter wirbelte wild durcheinander mit Erziehungsprinzipien des Prädikats „pädagogisch wertvoll“ und ein paar Erinnerungen an eigene Teenagernächte.
E hatte mittlerweile kurz nachgedacht und wiederholte den letzten Satz noch einmal ganz konzentriert:
„Und jetzt zum Schluss, bekommst du von mir noch einen zuckersüßen Kuss“
Ah! Mein Mutterherz schlug freudig vor Aufregung (es war das erste Mal, dass mir E ein Gedicht aufsagen würde zum Muttertag) …
… und vor Erleichterung. Die Bilder von lange zurückliegenden heißblütigen Momenten kehrten still und leise in das verstaubte (Ober)stübchen zurück und schlugen sacht die Türe zu.