„Immer wieder kommt ein neuer Frühling, immer wieder kommt ein neuer März“

Und das ist auch gut so. Diesen März haben wir uns frisch verliebt. Und wie es in der Liebe so ist, geht einem der neue Schatz einfach nicht mehr aus dem Kopf.

Beschwingt geht es in den Tag, denn schon beim Aufwachen, kreisen die Gedanken um ihn. Und wenn ich abends müde ins Bett sinke, dann klingen seine Worte noch immer in mir nach, lieblich, sanft, im Rhythmus einer wiederentdecken Jugend.

Morgens sind uns manchmal unter der Dusche sogar ein paar intime gemeinsame Minuten miteinander vergönnt, tagsüber schreien die Kinder nach ihm. Ach Liebe, was du nicht alles vermagst!

Manchmal ist es fast ein bisschen viel, ein bisschen einengend, ein bisschen erdrückend. Denn zu jeder Tages- und Nachtzeit, immer, überall, egal wohin ich gehe, ist er da, bei mir, um mich herum, in mir. Diese intensive Beziehung hat eben auch seine Schattenseiten. Selbst unsere kleine Z kennt mittlerweile alle seine Höhen und Tiefen.

Einmal rief eine mir völlig fremde Frau entsetzt aus „Zum Glück ist mir das erspart geblieben!“ als sie uns mit ihm im Auto sitzen sah. Nun ja, er ist vielleicht nicht jedermanns Sache, aber so streng muss man mit ihm nun auch nicht unbedingt ins Gericht gehen. Geschmäcker sind halt verschieden.

So eine innige, feste Beziehung kann irgendwann zur Belastung werden, zur Bürde – zumindest für einen Partner. Aber an Trennung ist nicht zu denken. Das würde den Kindern das Herz brechen. Auch wenn es eigentlich erst ein paar Wochen sind. Es fühlt sich eher an wie ein ganzes Jahr, oder mehrere, die wir gemeinsam durchlaufen haben. Einen heißen Sommer, einen bunten Herbst und einen schneeweißen Winter, wie ihn nur Bing Crosby in unsere Herzen zu zaubern vermag. Im völligen Einklang miteinander landen wir dann hier, im Frühling, mit den erwachenden Krokussen und den nesterbauenden Meisen.

Täglich grüßt also so ein Frühlingstag mit ihm. Und obwohl ich mir gelegentlich vorstelle,

„ich bau mir eine Höhle und dann versteck‘ ich mich darin“

kann ich mich doch nicht wie ein Drachen im Wind davon stehlen.

„Dir die Freiheit geben, kann ich leider nicht“

sagt er dann und es klingt wie die erlösende Rettung. Also hören wir ihn wieder und wieder und wieder – „unseren“ Zuckowski und seinen Liederkalender.

Ja, früher sang ich coole Lieder unter der Dusche, heute nur noch was von Rolf.

Ja, ich hatte schon Albträume von Sommerkindern, die mit ihren braun gebrannten Bäuchen in Hula-Hoop-Reifen feststecken, weil sie die ganzen Ferien über nur riesige Eis gegessen haben. Von pöbelnden Gören, die im Herbst mit ihren herzigen Laternen laufen und dabei doch nur auf Provokation aus sind. Von schniefenden Kindernasen, die im Taschenlampenlicht schauderhafte Erinnerungen an das Blair-Witch-Project, das Original, wachrufen. Und von den drohenden Rufen eines Narren. Seine Worte „Ich werd es euch allen beweisen! … findet mich alle zum Schießen …“ lassen mich schweißgebadet aufwachen. Wird da ein Amoklauf angekündigt? Warum tut keiner etwas dagegen? Werde ich womöglich selbst noch zum Läufer, zumindest zum Davonläufer?

Nein, so schnell bin ich nicht klein zu kriegen. Meine Kleinen kriegen nicht genug von Zuckowski und ich frage mich wirklich, warum ich nach mehreren tausend Malen Zuhören die Texte noch immer nicht alle auswendig und daher bei den Instrumentalversionen fehlerfrei mitsingen kann!