Das Prinzip

Beaufsichtigung von (Klein)kindern ist eine unerlässliche Aufgabe, die nicht (immer) mit gemütlichem Herumsitzen bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen zu erledigen ist.

„Ach, mein Kind ist immer brav, da brauche ich gar nichts zu tun, wenn es am Spielplatz ist. Nur die ANDEREN Kinder, die sind oft so schlimm, dass sich mein Schatz halt wehren muss – mit Steinen und Schaufeln und Schubsen…“

höre ich da jemanden sagen? Dann gratuliere ich herzlichst zum bravsten aller Spielplatzrabauken und gestehe: Es kommt natürlich immer darauf an, auf das oder die Kinder selbst, die Tagesverfassung aller Beteiligten, den Mondkalender und die chemical trails in der Luft. Und vermutlich auch alle nicht verbüßten Sünden aus diesem oder eventuellen früheren Leben.

Im letzten Jahr konnte ich Folgendes feststellen:

Das optimale Verhältnis Aufsichtsperson pro zu beaufsichtigendem Kind liegt irgendwo zwischen 1:1 und n:1. Je mehr desto besser. Je mehr Aufsichtspersonen, nicht Kinder! Im Prinzip.

Auf ein (nochmals in Worten EIN) Kind aufzupassen lässt sich im NormalIdealfall ganz gut hinbekommen. Es darf nur keine völlig außergewöhnlichen Ablenkungsereignisse geben wie zum Beispiel:

  • Nach 4 Stunden auf dem Spielplatz neben dem lieblich dahin plätschernden Bach würde man gerne einmal die Toilette aufsuchen. Mit jedem Kind, das seine Gießkanne auffüllt und in meiner unmittelbaren Nähe wieder ausleert, wird das Bedürfnis dringlicher.
  • Das Telefon läutet (selten) oder (häufiger) man bekommt eine wichtige Kurzmitteilung, die man nur ganz kurz checken möchte (es könnte ja etwas Wichtiges sein)
  • Der Postler bringt ein Paket vorbei (sofern man den Aufsichts-Schichtdienst zu Hause absitzt
  • Etwa zwanzig andere Kinder scharen sich um das eigene und man hat Mühe unter all den rosa-violett gewandeten Mädchen mit Blinkschuhen den eigenen Spross noch eindeutig zu identifizieren

Zur Beaufsichtigung von zwei Kindern ist es ratsam mindestens vier Augen, 3 bis 6 Arme und die Schnelligkeit von olympischen Kurzstreckensprintern zu haben.

Die Überwachung (seit 1984 darf man es wohl nicht mehr so nennen, aber ich möchte doch weitesgehend ehrlich bleiben hier auf meinem anonymen Blog) von mehr als zwei Kindern für sagen wir länger als 5 Minuten kann ich mir beim besten Willen nicht realistisch vorstellen. Dazu müssten sich Mehrkinder-Eltern-Blogger bitte zu Wort melden.

Die Umsetzung

Nun haben mein Mann und ich das Glück noch nicht „outnumbered“ zu sein, demnach ein ausgewogenes Betreuungsverhältnis bieten zu können und darüber hinaus ein perfekt eingespieltes Team abzugeben: Das Eltern-Team, kurz E-Team.

Konkret sieht das dann so aus:

Wir waren auf einer Feier bei Freunden eingeladen. Gewöhnlich kann sich zumindest einer von uns beiden kurz mit den anderen erwachsenen Gästen austauschen, bevor wieder der Schaukelanschubsdienst oder die Versorgung unseres Nachwuchses mit Ess- oder Trinkbarem anstehen.

Das Gespräch unter Eltern mit Kleinkindern darf man sich ja nicht so vorstellen, dass man ein Thema anfängt und es auch in Ruhe zu Ende diskutiert. Eine Geschichte ganz zu hören, die gerade zum Besten gegeben wird? Unmöglich! Während man die Kleine wickelt hört man dann höchstens noch in der Ferne alle anderen über die Pointe lachen, die man gerade versäumte. Antwort auf eine Frage bekommen, die man der Freundin schon seit langem einmal stellen wollte? Wo denkt ihr hin! Da hört man schon das größere Kind rufen:

„Hoppala! … Mama! Ich habe mir selbst etwas zu trinken genommen und …“

und habe dabei mein Kleid, meinen Sonnenhut und den halben Tisch gleich mitbegossen. Den letzten Teil braucht sie gar nicht zu sagen, den erkennt das geschulte Elternauge schon aus dem Tonfall des einleitenden Hoppalas. Erst zu Hause fällt einem dann wieder ein, dass man noch immer nicht weiß, wie die Freundin über Thema X denkt. Aber man erinnert sich daran, eine ganze Küchenrolle verbraucht zu haben und Kleider ausgewunden zu haben und beglückwünscht sich dazu, dass man diesmal nur ein Ersatzgewand brauchte.

Als Mutter deckt mein Aufgabengebiet bei der Kinderbetreuung auch die Besuche am WC ab. Das ist bei Töchtern doch öfter Frauensache (zumindest im öffentlichen Bereich).

E sagte mir also irgendwann, dass sie auf’s Klo musste. Ich rief meinem Mann kurz zu:

„Wir gehen auf’s Klo. Kannst du bitte kurz auf Z schauen?“

Klare Aufteilungen sind ein essentieller Bestandteil einer gut organisierten Kinderbetreuung. Und mein kongenialer Partner wusste auch sofort was zu tun war:

Augenblicklich unterbrach er seine Unterhaltung mit Wem-auch-immer, nickte mir zu, schaute sich kurz um, erspähte Z und rief:

„Da ist sie!“

und dann wendet er sich wieder seinem Gesprächspartner zu.

Ich sage ja, ein E-Team, E wie in Echt jetzt?


Das Titelbild zeigt eines der Bücher aus der großartigen Comicreihe Babyblues, die mich durch meine erste Schwangerschaft begleitet und (fast) auf das reale Leben mit Kindern vorbereitet hat