Ich hätte nie gedacht, dass es einmal so weit kommt, aber nun passiert es doch: Jetzt, in diesem Moment! Aber in meinem Leben ist schon vieles anders gekommen als gedacht oder geplant. Also, was soll’s. Ich sehe dem Schicksal tapfer ins Auge und lasse es zu:

Ich stelle heute eine Kinderlieder-CD vor!

Nachdem ich neulich auf der Heimfahrt vom Kindergarten beschwingt (nicht aufgrund irgendwelcher mehr oder weniger legaler Substanzen, die beim Autofahren ohnedies und als noch stillende Mutter erst recht nicht empfehlenswert wären, sondern nur Dank der flotten Musik) mitgeschnippt und -gesungen habe, möchte ich eine Empfehlung aussprechen, und zwar für

The Singalongasong Band: Die 35 besten englischen Kinderlieder …

Ich habe das gute Stück – eine CD inklusive einem Büchlein, in dem alle Texte sowohl auf Englisch als auch in deutscher Übersetzung abgedruckt sind – vor einigen Monaten erstanden und möchte besonders jene Eltern, denen die üblichen Kinderliederdarbietungen schon mächtig auf die Nerven gehen, fragen:

Ein jazziger Incy Wincy Spider gefällig? Ein rockiges Row Row Row Your Boat für den Familienkanon? Yeah! Das alles gibt es!

Die Palette der Interpretationen ist erfrischend anders als die en-masse verfügbaren „kindgerechten“ Versionen auf YouTube. Und die Lieder werden von richtigen Erwachsenen gesungen, nicht von teilmusikalischen Nachwuchsmöchtegernen, peinlichen Immer-Frohe-Laune-Trallala-Kiddie-TV-Typen oder synthetischen Quietschestimmen. (Wieso haben alle diese singenden, hüpfenden, superbunten, gerenderten Häschen/Kätzchen/Bärartigen-Undefinierbarfiguren mit großen Augen eigentlich so furchtbare Stimmen, dass man noch lieber dem Kratzen einer Gabel auf einer Tafel im Klassenzimmer zuhören wollte als diesem Synthie-Gequietsche?)

Nein, auf dieser CD läuft einem fast die Gänsehaut über den Rücken und man denkt eher an Stephen King Romane als an süße Teddybären, wenn es in „The Teddy Bears‘ Picnic“ heißt

„If you go down to the woods today you’d better not go alone“

…zum Englisch lernen

englischlieder35-songlist

Ob man nur durch das Hören von Liedern tatsächlich Englisch lernen könnte, wage ich (noch) nicht zu beurteilen.

Auf jeden Fall wurde seinerzeit, vor *hust*hust* Jahrzehnten, als ich noch ein Kind war, schon meine Neugierde auf diese Sprache durch englischsprachige Lieder geweckt. Ich wollte einfach zu gerne wissen, worüber gesungen wurde. Eine herrliche Lernmotivation für Fremdsprachen.

Für kleine Kinder wird auf dieser CD aber vermutlich etwas zu schnell gesungen – wenn ich meine 3-jährige Tochter als Maßstab nehmen darf. Sie kommt beim Singen mit dem Tempo nicht ganz mit. Das hat aber den Vorteil, dass ich keines ihrer üblichen

„Nein Mama, du nicht! Ich singe!“

zu hören bekomme und daher selbst aus vollem Halse mitträllern darf.

Da wir die Lieder normalerweise nur im Auto zum Zeitvertreib hören, ist mir ehrlich gesagt das Textheft bisher noch gar nicht aufgefallen. Ich habe es erst gesehen, als ich das Cover der CD in die Hand nahm, um über diese sinnvolle Anschaffung zu bloggen. Bloggen macht halt (ein bisschen) schlauer und das Lesen der Texte könnte tatsächlich beim Fremdsprachenerwerb helfen. Das Zielpublikum der CD ist daher vermutlich bereits des Lesens mächtig, also ab Vor- oder Grundschulalter aufwärts.

Fazit und kleiner Autofahrer-Bonus

Ich höre die CD wirklich gerne und meine Tochter mag auch viele Lieder davon

„Und jetzt den Humpty Dumpty!“

Natürlich sollte man auch diese CD nicht in Dauerschleife laufen lassen, aber sie ist ein Lichtblick in unserer Kinderliedersammlung.

Und sie hat noch einen ganz tollen Nebeneffekt, wenn man sie beim Autofahren hört. Damit komme ich auch endlich zur Wahl meines Blogtitels, dem Spruch „Zwischen den Zeilen lesen“: Das Lied „Tommy Thumb“ handelt von den Namen der 5 Finger, also Daumen, Zeigefinger, Mittelfinger, Ringfinger und – erraten! -kleiner Finger, oder eben auf Englisch für die Kinder Tommy Thumb, Peter Pointer, Toby Tall, Ruby Ring and Baby Small. Als förderwütige Mutter, die sich ihres pädagogischen Auftrages bewußt ist, mache ich mit einer Hand (die andere Hand bleibt am Lenkrad) dabei natürlich so mit, daß meine Tochter es sehen kann und auch weiß worüber wir gerade singen. Also, zuerst den Daumen in die Höhe, dann den Zeigefinger, ja und dann – während wir endlich die Langsamfahrer vor uns überholen können,  beim Gasgeben und Vorbeiziehen – kommt Toby Tall dran,

„which ist your middle finger. He’s the tallest of them all“

Risiken und Nebenwirkungen durch die Geste mißinterpretierende Autofahrer können leider nicht ausgeschlossen werden.