Ich
warte, dass die Zeit vergeht.
Ich warte täglich, von früh bis spät.
Ich warte. Worauf? Weiß ich es überhaupt?
Ich warte auf auf mein Leben.
Bald geht es los! Daran habe ich immer geglaubt.
Ich schaue auf mein Handy,
ich schaue auf die Uhr,
einer Schnecke gleich ziehen die Minuten eine zähe Spur.
Ich checke meine e-mails,
ich lese dieselben (alten) news,
beantworte schnell eine Nachricht,
natürlich ‚mit liebem Gruß‘.
Doch mein Herz fühlt nichts als Rastlosigkeit.
Versäumnisse, Stillstand, keine Erfüllung weit und breit.
Mein Körper ist hier im Raum, er ist träge und leer,
atemlos rennt meine Seele den Schatten der Träume hinterher.
Kinder spielen rund um mich, hüpfen und lachen.
‚Mama, komm! Kannst du bitte mitmachen?‘
Ich sehe ihnen lange zu,
spüre Pflicht statt Freude, komme nicht zur Ruh‘.
In meinem Versteck kann ich ganz für mich sein.
Einen kurzen Augenblick lang bin auch ich wieder klein.
Früher,
als Kind gab es sie noch, die selbstvergessene Zeit.
Versunken im Hier und Jetzt, die Tage endlos und weit.
Ein Gefühl der Freiheit, das später nur noch im Sommer in mir brannte,
Ein Gefühl der Glückseligkeit, das sich einfach nur Kindheit nannte.
So viele sogenannte Freunde nehmen nur, statt auch zu geben.
Bald schon drängte sich eine unstillbare Sehnsucht in mein Leben.
Ach, wäre ich doch endlich erwachsen und groß!
Dann ginge mein Leben endlich richtig los!
Jetzt
bin ich erwachsen, und warte noch immer.
Jetzt bin ich erwachsen, aber die Sehnsucht ist noch schlimmer.
Ich weiß, dass die Zukunft einfach passiert,
und habe es trotzdem noch immer nicht kapiert:
Zukunft geschieht, sie kommt und geht.
Doch ist sie dann da, scheint es längst schon zu spät.
Die Zukunft am Horizont der Gegenwart, fern und schön.
Morgens voller Hoffnung, abends seh‘ ich sie untergeh’n.
‚Mama, mach mit!‚
Fröhliche Kinderaugen lachen mich an.
Ich drehe mich um zur Wand – ich bin mit Zählen dran.
‚1, 2, 3, 4…‘
Die Schritte werden leiser, entfernen sich von mir.
Was könnte ich noch finden? Mir ist doch alles schon bekannt.
Mein Leben ist jetzt, es ist hier, in diesem Moment.
Ich gehe suchend durch den Garten.
Alles andere kann warten.
Guten Morgen! Wie schön und wie wahr, das was Du beschreibst. Danke!
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