Der Frühling zeigte sich langsam und mit den wärmenden Sonnenstrahlen kehrte die Lebensfreude zurück. Der lästige Darmgrippevirus hatte das vollbracht, wozu mir in den letzten Wochen und Monaten die Disziplin gefehlt hatte: er hatte die letzten überzähligen Schwangerschaftskilos beseitigt.

Ich fühlte mich erstmals seit langem wieder fit, optimistisch und fast so jung und schlank wie früher. Alles zusammen: ein richtiges Hochgefühl!

Mit leichter Jacke statt dickem Mantel und dem Baby im Buggy ging es hinaus in die Natur – die Schaufenster in der Fußgängerzone erkunden.

In der Stadt traf ich dann unsere Tierärztin, die meiner Katze schon gute Dienste erwiesen hat. Wir grüßten uns freundlich. Da sie meine jüngere Tochter Z noch gar nie zu Gesicht bekommen hatte, blieben wir kurz stehen, um ein paar Worte zu wechseln.

Nun ist es so, dass meine Tierärztin in Bezug auf Tiere mit Problemen des Bewegungsapparates tatsächlich ein Goldgriff ist. Dieser Ausdruck dürfte übrigens welchselseitig zutreffen. Denn ich bin froh, dass sie meiner Katze schon einige fast schmerzfreie Jahre ermöglicht hat und sie dürfte sich wohl darüber freuen, dass ich regelmäßig in der Ordination für das Rundumservice meiner felinen Mitbewohnerin tief in die Tasche greife.

In Bezug auf Taktgefühl und Gespür für die richtigen Worte zur richtigen Zeit ist die gute Frau jedoch vielleicht etwas weniger kompetent. Für (Tier)ärzte ist unverblümte Direktheit vermutlich ein idealer Charakterzug – es gilt schließlich, keine Zeit zu verlieren (durch unnötiges Herumgerede), wenn man Leben retten möchte!

Nun standen wir also mitten in der Stadt und führten Smalltalk. Da Z Stopps mit dem Buggy nicht so spannend findet und bald unruhig wurde, hob ich sie während des Gesprächs aus dem Kinderwagen und setzte sie auf meinen Arm. Z umklammerte etwas ängstlich meinen Oberkörper mit beiden Armen, da ihr die Umgebung und meine Gesprächspartnerin fremd waren. Die Tierärztin lächelte mich an und kommentierte dies mit der Objektivität einer Naturwissenschafterin:

„Wie ein kleines Äffchen!“

Man darf mich nicht falsch verstehen, ich finde kleine Affen sehr süß. Dennoch kommt ein solcher Vergleich bei einer Mutter nicht zwangsläufig positiv an.

Wenn der eigene Nachwuchs mit Affen verglichen wird, wozu macht mich das dann eigentlich? Zum großen (alten) Affen? Wiederum gilt: ich mag auch erwachsene Affen und natürlich ist es korrekt, dass sich die kleinen Affenbabies an ihre Mütter klammern. Auch Koalabären tun das (supersüß!) und z.B. Faultiere. Das ist ebenfalls lieb anzuschauen und trotzdem gäbe es mir ebenfalls zu denken, wenn ich mit einem Faultier verglichen würde.

Mich durchzuckte kurz der Gedanke: „Besonders charmant war das jetzt aber nicht“. Eine kurze verlegene Pause folgte. Beim Smalltalk bedeutet so eine Schweigephase normalerweise, dass man die Verabschiedung einleitet. Meine Tierärztin übernahm diesen Teil und meinte zusammenfassend:

Da sieht man noch immer den Schwangerschaftsbauch und die Kleinen sind schon so groß …

Ich kehrte dann deutlich weniger euphorisch nach Hause zurück, kramte meine Yoga-Matte hervor und begann das längst überfällige Bauchmuskeltraining zu machen (nachdem ich mich mit einem Stück Schokolade getröstet hatte) …immerhin: motivieren kann sie, die Frau Doktor!