Baseball? Hockey? Oder gar Cricket? M. Mama sitzt grübelnd vor dem Laptop.

Eigentlich sollte ich mich ja Mama M nennen, das hätte den Klang nach cooler Rapperin, aber andererseits bin ich dafür einfach schon ein bisschen zu alt und man sollte wissen, ab wann es uncool wird, cool sein zu wollen. Stichwort: Berufsjugendlicher.

Worum geht es denn? Männliche Sportarten?“ fragt der Zwerg äußerst neugierig und stellt sich auf die Zehenspitzen, um über die Tischkante zu sehen.

Ich versuche gerade das Malheur zu Papier zu bringen, welches mir neulich widerfahren ist“ erkläre ich bemüht beiläufig klingend.

„Also erstens sehe ich hier nirgendwo Papier und zweitens ist doch dein ganzes Leben eigentlich ein Malheur. Oder nennt man dass dann sogar Malheur in Serie, was dir so laufend passiert?

Ich blicke finster drein und versuche mich wieder auf meinen Blogbeitrag zu konzentrieren.

Du redest ja nur so gestelzt daher – MALHEUR und widerfahren – weil du unsere Konversation verbloggst, solange dir kein gescheiter Text einfällt!“ fährt er hochnäsig fort. Und ich meine wirklich hochnäsig. Nur seine in die Höhe gestreckte Nasenspitze lugt über die Tischplatte.

Aber er hat Recht. Selbstverständlich antworte ich trotzdem mit einem beleidigten „Ach, privat rede ich dann bitte wie?

Meine rein rhetorische Frage beantwortet er jetzt auch noch keck mit „Normalerweise würdest du laut Sch*&%**!“ rufen, wenn etwas nicht so läuft, wie du es erwartest.“

Blödsinn!“ schnauze ich ihn an. Das ist ein Unwort, das ich seit fast 6 Jahren nicht mehr gebrauche – wegen der Kinder. Da beiße ich mir lieber jedesmal wortlos, dafür pädagogisch wertvoll erziehungstechnisch Wertloses vermeidend auf die Lippen. Ich brauche daher sich kein Botox für einen aufgeblasenen Schmollmund. Ha!

Ach, ich bleibe bei Hockey. Schneestockhockey! Außerdem, wie soll mir etwas einfallen, wenn du ständig dazwischen redest?

Schneestockhockey? Aber das ist ja gar kein echter Sport!“ kritisiert der Zwerg munter weiter meinen Textschöpfungsprozess. So etwas mag ich besonders: direkt während der Entstehung eines Artikels einen Mitlesenden und vor allem einen ausgesprochen kritischen Mitleser zu haben. Warum müssen nur manche Zeitgenossen überall ihren Senf dazu geben?

Senf – Würstel. „Er ist also ein Würstel“ denke ich und grinse breit vor mich hin.

Konzentration!

Ich überlege gerade, wie ich diese völlig neuartige Sportart benennen soll. Ich bin sozusagen die, die sie aus der Taufe hebt“ führe ich meinen ursprünglichen Gedankengang mit etwas Stolz aus. Beim Wort Taufe fällt mir ein, wie winzig meine Kinder einmal waren. Babies sind schon süß. Hach!

Ein Satz den ich auch erst ernst gemeint aussprechen kann seit ich selbst Mutter geworden bin. Muss an den Hormonen liegen.

Also, es hat sich Folgendes zugetragen:“ tippe ich in den Computer.

Das ist kein guter Anfang! Nein, ein richtig schlechter Anfang ist das!“ fällt mir mein ungebetener Gast ins Wort. „Der Satz ist so blah!

Blah?!“ entgegne ich, nun wirklich entrüstet. Na gut, vielleicht stimmt das sogar. „Also dann …

Mit ‚also‘ würde ich überhaupt keine Geschichte anfangen! Es war einmal … Oder auch ‚Es begab sich zu jener Zeit‘ … Oder noch besser: ‚Marley was dead, to begin with!‘ Eine Leiche als Einleitung, das nenne ich Spannungsaufbau …“

„Ich bin aber nicht Dickens und ich möchte meinen Lesern bloß ein persönliches Winterereignis mitteilen und zum Glück kommt darin kein Marley vor, ganz besonders kein toter! ( und auch kein Toter!)

Hm …“ Ich räuspere mich lautstark, um Ruhe herzustellen. „Vor ein paar Tagen war ich nichts Böses ahnend auf einer Landstraße unterwegs. Mit – an die Wetterverhältnisse angepassten – 100 Sachen.

Angepasst!? Es hat leicht geschneit und war nebelig! Da sind 100km/h nie und nimmer eine adäquate Fahrgeschwindigkeit!„.

Bist du jetzt ein Fahrlehrer oder gar ein Polizist oder wie?

Am besten ich übergehe den unqualifizierten Einwurf einfach. Man muss wissen, dass Niederösterreich genauso wie Oberösterreich und Tirol und …  ach, eigentlich ganz Österreich ein Land der Autofahrer ist. Doch verwunderlicherweise sind die Landstraßen (noch) nicht alle zu Autobahnen oder Schnellstraßen ausgebaut. Nein, sie sind gerne kurvig und eng, so wie das Denken vieler Leute in diesem Lande. Das gibt dem außerstädtischen  Bereich diese reizvolle, ländliche Idylle der Langsamkeit. Nun ist es tatsächlich so, dass auf so einer Landstraße auf dem größten Teil der Strecke zwar zwei  PKW in voller Breite aneinander vorbeikommen, für LKW vs. PKW dürfte es sich aber eher um ein Verhältnis von eins zu sieben Achtel handeln, gefühlt sogar eins zu ein Halbes. Oder in Zahlen 1:0.5

Ihr ahnt das Problem schon?

Aber dazu kommen wir, wenn ich endlich in Ruhe weiterschreiben kann, statt „über den Anfang“ grübeln zu müssen. „Über DEM Anfang“ müsste es heißen, „über dem Anfang schwebt eine dunkle (rotbemützte) Wolke“, aber das klänge dann doch zu symbolisch.

Ehe der Zwerg zu seiner Ausführung über die Symbolik in der Literatur ansetzen kann, klappe ich den Laptop zu und verziehe mich in ein anderes Zimmer.