Die Angst packte sie mit einem Würgegriff, der sie um Luft ringen ließ. Der Körper schaltete auf Panik, während das Hirn noch zu begreifen versuchte, was geschehen war.
Rund um sie im Büro war es still. Alle arbeiteten konzentriert, niemand kümmerte sich um sie und so fiel es auch nicht weiter auf, dass sich Schweissperlen auf ihrer Stirn bildeten während sie verzweifelt auf ihren Computerbildschirm starrte, als könnte er ihre Not lindern.
Nur nicht auffallen! Das wäre das Schlimmste. Sie brauchte einen tröstlichen Gedanken, der sie davon ablenkte, dass sie sich gerade lieber im Bett mit der Decke über dem Kopf verstecken oder unter dem Tisch mit den Sesseln ganz nah an sie herangeschoben, die Knie umfassend, in ein beruhigendes Wippen verfallen, verbarrikadieren wollte.
Stuhlbeine wie eine Festung, nahezu undurchdringlich für den Außenstehenden, der eine erwachsene Frau niemals unter der Tischplatte kauernd vermuten würde.
Was war anders? Was war geschehen?
Sie dachte angestrengt nach, aber ihr verwirrtes Ich blieb ihr eine vernünftige Antwort schuldig.
Panikattacken aus heiterem Himmel – das hatte sie gerade noch gebraucht.
Die Knöchel ihrer rechten Hand waren so blutleer und weiß, wie ihr Gesicht. Nein, das Festklammern an der PC-Maus konnte ihr weder Sicherheit noch Halt geben.
Die Angst war zu einem übermächtigen Gegner angewachsen, hob sie in die Höhe, leicht wie eine Feder, sodass sie ihr Umfeld von oben betrachten konnte.
Wie ruhig alles war. Nur in ihr drin tobte ein Sturm. Ihr Ich suchte sich zu verstecken, hinter Bildern der Erinnerung, die einfach nicht aufhören wollten umherzuwirbeln.
Wie eiskalte Hagelkörner stachen sie am ganzen Körper, kleinen Nadeln gleich.
Das Angstmonster ließ sie ohne Vorwarnung mit übertrieben viel Schwung auf den Boden knallen.
Als sie schockiert mit den Händen ihren Körper abtastete, um Brüche, blutende Wunden zu finden, bemerkte sie, dass sie keinerlei Schmerz verspürte. „Das ist das Adrenalin!“ schoss es ihr durch den Kopf. Gleich darauf drängte sich ihr ein weiterer Gedanke auf. „Oh Gott, lass mich bitte nicht gelähmt sein! Ich fühle gar nichts!“ murmelte sie. Das Reden fiel ihr schwer. Fast als wäre sie betrunken oder in Trance und müsste angestrengt artikulieren. Schon schwappte eine Panikattacke über sie hinweg, da merkte sie endlich, dass sie …
… weich gebettet lag!?
Blitzartig öffnete sie die Augen, erkannte aber nur ganz langsam ihr eigenes Schlafzimmer.
Alles war so wie es sein sollte – aufgeräumt, vertraut, lichtdurchflutet.
Verschwunden waren die beengenden Cubicles, die Korktrennwände zwischen den Arbeitsplätzen, die keine wirklichen akustischen Barrieren bildeten. Sie seufzte erleichtert auf.
Der Wecker auf dem Nachtkästchen zeigte zwei Uhr nachmittags. Es war Mittwoch. „Spätschicht“. Noch vier Stunden bis sie sich herrichten musste, um sich auf den Weg zu machen
Ihr Nachthemd war klatschnass. Sie zog sich um, krabbelte wieder unter die Decke und lächelte leise, weil alles nur ein Albtraum gewesen war. Bald war nur noch ihr gleichmäßiger Atem zu hören. Sie war wieder eingeschlafen.

Plötzlich spürte sie eine eiskalte Hand an ihrer Kehle, ihr Herz begann zu rasen.