Im Englischen gibt es einen Spruch, der lautet:
„If you attack the king, you must kill him“.
Das bezieht sich eindeutig nicht nur auf Schach, sondern prinzipiell auf den Angriff. Machiavelli sagte:
„[…] men ought either to be well treated or crushed, because they can avenge themselves of lighter injuries, of more serious ones they cannot; therefore the injury that is to be done to a man ought to be of such a kind that one does not stand in fear of revenge.“
Das Wort King kommt im Englischen deutlich öfter vor als ich erwartet hätte und das nicht deshalb, weil England noch immer eine Monarchie (allerdings unter weiblicher Führung) ist. Sucht man nach king schon bekommt man speaking, making, taking, faking etc. Eigentlich eh logisch, aber dass sich darin ein King versteckt, war mir bisher verborgen geblieben. Die Queen aber ist einzigartig. Wie wir Frauen halt so sind.
Wer im Deutschen nach Rache sucht, stößt alsbald auf die Sprache. Zufall? Sicherlich, außer man glaubt nicht an Zufall, sondern nur an das infernale Duo der Künste – Kriegskunst und Redekunst. Machiavelli sagte auch:
„Ihr müßt euch nämlich darüber im klaren sein, dass es zweierlei Arten der Auseinandersetzungen gibt: die mit Hilfe des Rechts und die mit Gewalt. Die erstere entspricht dem Menschen, die letztere den Tieren. Da die erste oft nicht zum Ziele führt, ist es nötig, zur zweiten zu greifen.“
Aus Recht kann Gewalt werden? Nein. Das Recht wird gewaltig umgesetzt. Staatsgewalt, sovereignty. Der Sonnenkönig, Roi-Soleil, war nicht so lala, sondern absoluter Souverän. Souverän kann man aus einer Auseinandersetzung hervorgehen, wenn man sein Recht durchgesetzt hat, überlegen ist. Überlegen sollte man sich aber immer, mit wem man sich anlegt. Damit wären wir wieder bei dem Spruch:
„If you attack the king, you must kill him“.
Der Königsmord, der Regizid, kann manchmal die absolute Herrschaft eines Regenten beenden, aber es ist absolut nicht sicher, dass dadurch alles zur Sache des Volkes, zur res publica wird. Oliver Cromwell, Macbeth – wer den König killt, kommt am Ende selbst zu Fall. Falls Diktatur oder Autokratie ausgeschaltet werden sollen, genügt es nicht einen Schalter und den König umzulegen. Klack! Nein, so einfach ist es nicht. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt. Letztlich wird aus dem hoffnungsträchtigen Neuanfang – unter Außerachtlassung völkerrechtlicher Implikationen – ein finsteres Ende, gar eine postume symbolische Hinrichtung. Jemanden so hin richten, dass er das Recht sieht. Welch ein Gedanke. Und dann schlägt man ihm den Kopf ab und das ganze Hin und Her ist vergebens. Schuld und Fehler kann man vergeben.
Vergabe, Verzeihung, Vergebnis? Ergebnis: Der Königsmörder wird einen Kopf kürzer gemacht. Zack und ab. Abdanken wäre da oft besser, dann bleibt alles dran, alles beim Altem. Wer der Alte ist? Natürlich der King. Aber wir wissen, Totgesagte leben länger und The King, „Elvis lebt!“ ist nicht nur ein Spruch, sondern vor allem ein Phänomen.
Der Wunschtraum „Every man will be a king“, wie es zum Beispiel bei Les Miserables mutig gesungen wird, könnte sich letztendlich als Alptraum erweisen, weil so wie beim Highlander gilt auch für den König: „Es kann nur einen geben!“ Was wäre ein König ohne seine Untertanen, ein König unter Königen? Zu guter Letzt, nehme man sich als König in Acht, denn die Meute lauert:
„If you attack the king, you must kill him“.
Deine Betrachtungen zur Sprache finde ich sehr interessant. Oft ist mir gar nicht bewusst, was ich so in den Mund nehme.
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ein Gelb-Westen-Kommentar?
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Nein, der Artikel entstand viel früher, allerdings halte ich die Sehnsucht nach dem “ jeder ist ein König“ genauso für Verblendung, wie den Ruf nach einem starken Führer.
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