Die Kommentare zu meinem 2. Teil von Amok gaben mir zu denken:

Muss es unbedingt regnen, nur weil es um Knirpse geht?

Und wie leicht ist es eigentlich wirklich in unserer Gesellschaft an gefährliche Waffen zu kommen?

Vielleicht war es aber auch nur die Tatsache, dass es in letzter Zeit schon so früh dunkel wird und ich „Nachtfahrten“ nicht besonders liebe oder es liegt daran, dass ich gerade ein Stephen King Buch lese – wer weiß. Die Fantasie treibt jedenfalls ihre Blüten und genau so wie das Leben sind es nicht immer duftende Rosen …. Langer Rede kurzer Sinn in maximal 300 Wörtern verpackt rund um die Wortspende von Wortgerinnsel für die abc-Etüden:

autofahrtblue

„So ein Wahnsinniger ist gerade vorbei gerast als gäbe es keine Geschwindigkeitsbeschränkungen im Ort!“ Sie war wirklich aufgebracht. Einer selbsternannten Bürgerwehr wäre sie sofort beigetreten, denn ihrer Ansicht nach sorgte heutzutage niemand mehr für Recht und Ordnung. Früher war alles besser gewesen. Ihr Mann hatte leider gar kein Verständnis für die vielen Anzeigen, die sie bei der Polizei einzubringen versuchte, sobald jemand anderer etwas tat, was verboten oder zumindest ihrem Gefühl für Moral widersprach. „Dann notiere dir doch einfach sein Kennzeichen!“, rief er ihr zu ohne seine Augen vom Fernsehapparat zu nehmen – Rapid gegen Salzburg, da war ihm ein Raser mehr oder weniger völlig egal.  „Aber der hatte ja nicht einmal die Lichter eingeschaltet! Der ist unbeleuchtet durch unsere Straße gerast!“ rief sie völlig außer sich, aber seine gesamte Aufmerksamkeit gehörte schon längst wieder dem Fußballspiel.

Diesen Weg hätte er sich gerne gespart, aber sowohl die Frau von der Versicherung als auch der Mechanikermeister von der Werkstatt hatten ihn gebeten, einmal vorbei zu kommen, um persönliche Dinge aus dem Wagen zu  nehmen. Als er das verbeulte Stück Blech sah, drehte es ihm den Magen um. Kein Wunder, dass sie nicht lebend heraus gekommen war. Ein unbeleuchteter Drogenlenker hatte seine Frau mit weit überhöhter Geschwindigkeit an der Kreuzung gerammt. Sie hatte ihn im Dunkeln nicht kommen gesehen, nicht sehen können. Mit Tränen in den Augen durchwühlte er oberflächlich das Handschuhfach und die Seitenfächer. Das einzige was heil geblieben war, war der bunte Knirps, den sie immer im Auto mitgeführt hatte. „Sicher ist sicher“ hörte er ihre Stimme in seinem Kopf sagen. Da ließ er sich weinend auf den Boden fallen, den Knirps in den Händen. „Grotesk“ murmelte er immerzu und schüttelte dabei den Kopf, während ein paar Mechaniker schweigend um ihn herumstanden und nicht wussten, was sie sagen oder tun sollten.