Eine Übung der letzten Monate war, freien Assoziationen nachzugehen. Also, gedanklich. Wohin mich das geführt hat? Vorwiegend war es ein Kreisen um das eigene Selbst. Wie ein Satellit, der irgendwann zum Absturz gebracht wird und hoffentlich beim Eintritt in die Atmosphäre verglüht, ehe er dem Zentrum des Seins zu nahe kommt.
Übrigens: Hat sich schon einmal jemand gefragt, warum das Wörtchen ehe (vor dem Zeitpunkt, bevor) ganz genau gleich aussieht wie die drei Buchstaben, die für die ewige Bindung an den Partner stehen, nach der – aufgrund der Idee der Ewigkeit und Einzigkeit im Leben – eigentlich nichts mehr kommt? Ich tue es hiermit stellvertretend für alle und stelle fest, dass ehe (kleingeschrieben) die Kurzform von eher ist.
Aha.
Warum man ein Wort um einen Buchstaben kürzen muss, damit es bequemer in der Verwendung ist erschließt sich mir jedoch genauso wenig wie der Gleichklang von ehe und Ehe.
Aber eigentlich wollte ich zum Wort „ausgestellt“ eine freie Assoziation liefern:
Wir waren vorletzten Sommer bei 35 Grad Hitze im Innsbrucker Alpenzoo. Obwohl ich Zoos gegenüber nicht unvoreingenommen bin, bedeutet der Alpenzoo für mich die (idealisierte) Erinnerung an das Kennen- und Schätzenlernen von „wilden“ Tieren und meine Begeisterung für letztere. Fragliche Zugangsart, aber in den 80ern war ich halt noch sehr jung und naiv.
Wie so ein Leben, ausgestellt für das Publikum, wohl aussieht?
Ich möchte es mir eigentlich gar nicht ausmalen – Tag ein, Tag aus, immer in demselben Gehege und davor die glotzende Menge. Ich weiß, heutzutage bemüht man sich um „artgerechte“ Haltung und in Österreich sind wir nicht gerade das Schlusslicht im Tierschutz (verglichen mit den Ländern weiter östlich von uns), aber ausgestellt ist eben ausgestellt und eingesperrt ist eingesperrt – gleichgültig für welchen Zweck.
Einer der Braunbären, dem weder die Hitze noch das Gegaffe der Menschen behagte, lief aufs äußerste gereizt vor den Zuschauern hin und her (was diesen besonders gefiel, denn da gab es genug Gelegenheit für Fotos) und schließlich wütend durch sein Gehege, bis er seine Leidensgenossin die schlechte Laune spüren ließ, und sie laut, aber verdeckt von ein paar „artgerechten“ Büschen angriff.
Ja, ein Leben für die Menschheit, das malen nur wir uns schön aus, oder? Da fahren wir nächstes Mal lieber wieder nach Arbesbach…
Nein, Zoos bedrücken mich auch, wenn ich auch nicht beurteilen mag, ob Tiere sich ausgestellt fühlen.
Im Zoo meiner Stadt mit ihrer bedrückenden kolonialen Vergangenheit stelle Carl Hagenbeck vor etwas mehr als einem Jahrhundert Menschen in seinen berühmten „Völkerschauen“ aus. Sie wurden wohl in irgendeiner, wahrscheinlich fragwürdigen, Form bezahlt, aber sie werden gewusst haben, wie es sich anfühlt ausgestellt zu sein.
LikeLike