Gut, eigentlich ist das nichts Neues, dass man viel öfter als einem lieb ist, für dumm verkauft wird. Aber es hat mich doch sehr überrascht, als mir meine fast 5-jährige Tochter nun erklärte, dass das die Melancholie um das letzte Einhorn keine berechtigte sei. So hat sie das natürlich nicht ausgedrückt, aber von Anfang an:

Höre ich „Einhorn„, denke ich gewöhnlich nicht sofort an Regenbogen pupsende, dicke Glitzerpferde, sondern zunächst an das Lied „The Last Unicorn“ aus dem gleichnamigen Zeichentrickfilm aus dem Jahre Schnee. Und schon werde ich ein bisschen melancholisch. Der/die/das Letzte seiner Art zu sein, das hat schon etwas sehr trauriges an sich. Und wie real so ein Drama ist, war gerade erst in der Zeitung zu lesen: Sudan, das letzte Nördliche Breitmaulnashorn wurde eingeschläfert.

Ausgestorben. Vorbei.

Leere?

In der Natur bleibt sie zurück, in unseren Köpfen leider nicht unbedingt. Die Seite wird  umgeblättert und schon hat man sie fast wieder vergessen, die Auslöschung all jener Lebensformen, die uns egal, im Wege oder in ihrem Weiterbestand nicht nützlich genug sind.

Das NasHORN an sich wird ja sehr geschätzt, das Tier, dem es gehört leider nicht. Der Nutzen für den Menschen bestimmt über den Planeten, wobei der Aspekt der Kurzfristigkeit, die momentane Bedürfnisbefriedigung im Vordergrund stehen. Wie ganz kleine Kinder, denen Warten einfach nur unerträglich und Geduld noch völlig unbekannt ist, beuten wir aus, was auzubeuten ist, weil alles andere Verzicht oder zumindest Verzögerung des eigenen Glückserlebnisses bedeuten würde. Wie Getriebene treiben wir andere vor uns her, streben nach einem Glück, das seinen Namen gar nicht mehr verdient. Belohnungen wollen wir bekommen für unser Tun, aber verdient hat es das schon lange nicht mehr. Ich nehme mich da auch nicht aus. Und Schuldgefühle alleine retten niemanden und nichts, außer sie bewegen zum nachhaltigen Umdenken. Doch bis dahin ist es ein langer, steiniger Weg.

Der Weg vom Nashorn zum Einhorn dagegen ist gar nicht so weit. Beide zeichnen sich durch das Horn aus – auf Nase oder Stirn, egal. Sie tragen es als Symbol ihrer Einzigartigkeit. Nur noch ein paar tausend Tode und beide Tiere sind nur noch Legende. Obwohl – und damit bekomme ich jetzt hoffentlich wieder die Kurve zu dem eigentlich als lustig angedachten Artikel hier – vielleicht handelt es sich bei dem einen gar nicht nur um eine Legende. Denn meine Tochter vertritt die feste Meinung:

„Einhörner gibt es. Man kann sie nur nicht sehen.“

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Und entdeckt man sie doch irgendwo, so sind sie kaum greifbare, flüchtige Erscheinungen, dem Regenbogen ähnlich