In der Erziehung muss man sehr viel Geduld aufbringen, sich in Gelassenheit üben, versuchen, sich in ein kleines Kind hineinzuversetzen und vor allem Verständnis haben.
Ich möchte die Jause herrichten. Der Wunsch nach einem Butterbrot war bejaht worden, ich nehme ein Brot und öffne den Kühlschrank. Die Tochter ruft: „Ich will keine Mandarine!“ Ich nicke. Der Nikolaus war so nett und hat uns Mandarinen (Klementinen oder so etwas in der Art gebracht, brav von ihm, an unseren Vitaminbedarf zu denken). Ich greife nach der Margarine. Der Ruf: „Ich will keine Mandarine!“ ertönt wieder. Ich widme mich dem Streichen des Brotes, da wird das Kind gar weinerlich: „Keine Mandarine! Keine Mandarine! Ich will Butter!“
Zugegeben, ich hatte ein Butterbrot angekündigt, habe aber nur Margarine im Haus (und was wir mit Butter bezeichnen ist sowieso auch ein rein pflanzlicher Aufstrich, der aber wie Butter verpackt ist). Immerhin verstehe ich jetzt endlich, dass der Widerstand der Margarine hätte gelten sollen, nicht den unschuldigen Mandarinen!
Zum Glück ist meine Tochter verständnisvoll und ich pragmatisch: Entweder Margarinebrot oder gar keines (Mangels Alternative). Es ist dann ein Margarinebrot geworden.
Missverständnisse gab es besonders viele als unsere E noch sehr klein war und gerade zu reden begann. Sie konnte lange Zeit ihren eigenen Vornamen nicht aussprechen (den deutlich schwierigeren Nachnamen aber schon) und die „Ich!Ich!Ich!“-Phase war noch nicht über sie hereingebrochen. Allerdings auch nur aufgrund eines Missverständnisses wie sich bald herausstellen sollte.
Wann immer wir mit E sprachen, sagten wir natürlich so etwas wie: „Willst du das machen? So musst du das machen! Du darfst das machen!“ Was sie hörte war also: Du, du, du – wenn es um sie ging.
Wenn ich dann bei etwas helfen wollte und nachfragte: „Soll ich das machen oder willst du das probieren?“ Dann kam oftmals als Antwort ein „Du!“ Woraufhin ich natürlich tätig wurde und zu helfen versuchte. Das hatte zur Folge, dass sie noch energischer und fast verzweifelt weiterrief: „Du! Du! Du!“
Meinem Titel als Miss Verständnis wurde ich dann zum Glück doch irgendwann gerecht und erkannte letztendlich, dass sie mit „Du!“ sich selbst meinte. „Ich“ hieß also „Du“. Es war eine sehr verwirrende Zeit.
Witzig, genau so ging es mir mit meiner Erstgeborenen auch und wenn ich jetzt so nachdenke, der Sohn (1 Jahr jünger) hatte das Problem gar nicht,..
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Und da heißt es immer „Kinder können grausam sein“. Wie schlimm es wohl für ein Kind ist, den Namen „Du“ zu haben 😉
Die waren Monster sind eben doch die Erwachsenen oder habe ich da etwas missverstanden? 😉
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🙂
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