Pling! – das gleißende Licht überstrahlte sogar noch den Sonnenschein.
Splitternackt spazierte sie die Straße entlang und summte vergnügt vor sich hin.
Die Menschen, die ihr entgegenkamen starrten nicht auf ihren alternden Körper, an dem sicherlich nicht mehr alles ganz so hübsch anzusehen war wie noch vor ein paar Jahren, sondern nur auf ihren Kopf oder vielmehr das, was ihn umgab – den Heiligenschein.
Ein paar blieben stehen, schirmten ihre Augen mit den Händen ab und blinzelten angestrengt und völlig perplex in diesen hellen Kranz, der ihr ergrautes, wirres Haar umgab.
Ha, die Wette war so gut wie gewonnen, dachte sie erleichtert und suchte auf dem kaputten Walkie Talkie die richtige Frequenz, denn nach der Musik (die nur sie hören konnte), sollte das Interview mit ihr übertragen werden, live per Funk von ihrer Darbietung „Der Kaiserin neue Kleider“.
Zwei junge Herren in schicken Uniformen sprachen sie plötzlich an, baten sie darum, mitzukommen und einer legte sanft seine Hand auf ihren Arm und seine Jacke um ihre Schultern.
Sie fühlte sich geschmeichelt und schritt sichtlich stolz neben ihm her zur wartenden Limousine.
Nach einem ganzen Leben voller ausgefallener Einfälle wurde ihr endlich zuteil, was sie sich immer verdient hatte.
Während sie den Passanten auf der Straße durchs Fenster fröhlich zuwinkte, fuhren sie die Einfahrt zum Schloss hinauf. Auf dem Schild neben dem Tor stand „Krankenanstalt für Psychiatrie„
Noch ein Beitrag zu den abc Etüden von Christiane. Die drei Worte von ihr (Heiligenschein, Frequenz und erleichtert) sind eine wahre Fundgrube für die Fantasie 🙂
das wäre doch nicht nötig gewesen 😉 – war mein erster Gedanke zum Ende, aber genau so hätte es passieren können, ja!
Ich mag die Geschichte.
herzlichst,
Ulli
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Raffiniert. Aber neee, nicht nett, wirklich nicht. Schickes Ding.
Liebe Grüße
Christiane
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Uch, deine letzten beiden Geschichten sind ja ziemlich sinister. Womit ich nicht sagen will, dass sie nicht gut sind 😉
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