Der eigene Garten. Unendliche Weiten … Hoppla, falscher Prolog.
Der eigene Garten. Dem Ehemann sei Dank, dass wir dieses Jahr erstmals eigenes Gemüse ernten können. Er (der Ehemann) und die Kinder haben fleißig gearbeitet. Ich halte mich bei solchen Sachen dezent im Hintergrund, pflücke dann nur die reifen Früchte und nasche ein bisschen. Oder ich bereite den Kindern einen Salat zu. Ich bin mehr der Passivvegetarier – essen ohne zu säen. Der größte Teil unserer Ernte wird gleich direkt im Garten verzehrt, denn es ist spannend, die Stauden nach Erbsen, Gurken und Tomaten abzusuchen.
Ach ja, und dann sind da noch unsere Paprikapflanzen.
Leuchtend orange und knallrot strahlen sie jedem Besucher entgegen. Eine Augenweide. Kaum waren die ersten Paprika reif, wollten wir naturgemäß kosten.
Erster Akt
Mein Mann pflückte eine orange Minipaprika, biss hinein und gerade einmal fünf Sekunden später, nahm ich mir fest vor, nicht darüber zu bloggen, wie er wild herumtanzte, nach Luft schnappte und mit tränenden Augen ein sehr wenig männliches Quietschen und Japsen von sich gab. Nein, solche Begebenheiten behalte ich natürlich diskret für mich, statt sie schamlos breitzutreten in den Weiten des Bloggerversums.
Was als nächstes geschah, arbeite ich auch nicht hier in aller Öffentlichkeit auf. Mein Blog soll ja kein Bassenatratsch sein, gell? (Dafür gibt es hier zu wenig Bassena und zu viele Familiengeschichten). Ganz für mich erinnere ich mich daran, dass zunächst die kleinere Tochter bitterlich zu weinen anfing. Nicht etwa aus Mitgefühl, mit dem leidenden Papa, sondern vielmehr deshalb, weil wir ihr verboten, ebenfalls einen Paprika zu kosten, auf den sie sich schon gefreut hatte. Eltern können so grausam sein!
Und dann kam natürlich das Unvermeidliche: M. Mama dachte bei sich, dass die Männer halt nicht so hart im Nehmen wären (man kennt ja die Theorie: Müssten Männer Kinder bekommen, wäre die Menschheit längst ausgestorben … ) und tat, was die emanzipierte Frau tun muss: Sie kostete ebenfalls ein Stückchen Paprika.
Selbstverständlich stellte sich heraus, dass ihr Mann vollkommen adäquat reagiert hatte. Alsbald führte also auch M. Mama ein Tänzchen auf, sprang röchelnd von einem auf das andere Bein und fand ihre Stimme erst wieder, nachdem sie minutenlang wild mit den Armen in der Luft gerudert hatte, als ob das helfen würde.
Kurze Einlage
Wir machen einen Schwenk in eine kleine amerikanische Stadt, welche die Beschaulichkeit von „unserer kleinen Stadt“ aufweisen würde, wären da nicht ein Atomkraftwerk und eine ganz und gar nicht beschaulich lebende Familie namens Simpson.
Bart und Homer Simpson zeigen immer wieder sehr anschaulich vor, wie man aus Fehlern NICHT lernen kann, zum Beispiel hier:
Damit kommen wir auch zu Teil 2 der heutigen Geschichte über das Gärtnern für Dummies (ich glaube in diesem Fall sollte man das wirklich deutsch aussprechen, mit „u“ nicht mit „a“)
Des Dramas zweiter Teil
Einige Tage später steht M. Mama vor der Pflanze mit den winzigen kleinen roten Paprika und schaut ihren Kindern beim Spielen zu. Sie steht und schaut und steht und schaut und steht und schaut noch ein bisschen mehr. Irgendwann fällt ihr Interesse auf die roten Früchte. Schön knackig und frisch sehen die aus. Sie erinnert sich auch, dass ihre große Tochter erzählte, bei der Oma schon solche kleinen Chili gegessen zu haben. Nun, wenn ein Kind so etwas essen kann, dann die Mama erst recht. Gedacht, getan.
Ich schweige mich darüber aus, wie M. Mama ein Tänzchen aufführte, röchelnd von einem auf das andere Bein sprang und so elendig japste, dass ihre Tochter ins Haus lief, um ein Glas Wasser zu holen. Eine Stunde lange noch brannte das daumennagelgroße Stückchen Pfefferoni (es stellte sich im Nachhinein heraus, dass es sich natürlich nicht um dieselbe Pflanzenart handelt, wie sie die Schwiegermutter gepflanzt hat) im und rund um den Mund, obwohl es nur kurz die Zunge berührt hatte.
Für diese Pflanze sollte man einen Waffenschein beantragen. Die Wühlmaus lässt schön brav ihre Pfoten davon und noch nicht einmal die Schnecken kosten davon.
Mein Mann meinte übrigens, nachdem ich (meine Stimme wiedererlangt hatte und) ihn fragte, wieso um alles in der Welt er solche Pflanzen mit nach Hause gebracht hat:
Es wäre »mild bis würzig« drauf gestanden bei den Pfefferoni. Ebenso wie bei den orangen Paprika. Und außerdem sei rot ja bekanntlich eine Signalfarbe.
Epilog
»mild bis würzig« ist als Geschmacksrichtung so hilfreich wie die Klassifizierung eines Kleidungsstücks fürs ganze Jahr: „Bei eiskaltem bis hochsommerlich heißem Wetter tragbar“. Ja, eh. Im Winter frierst halt dann und im Sommer schwitzt trotzdem mit dem dünnen Pulli.
Ich vermute, dass sich jemand einen Scherz erlaubt hat im Gartencenter. Immerhin ist es Sommer und heiß. Da liegt die Kundschaft lieber im Garten als unter Glasdächern durch Regalreihen zu marschieren.
Es könnten also rein „aus Versehen“ oder tödlicher Langeweile ein paar Kärtchen vertauscht worden sein. Oder der farbenblinde Praktikant musste an seinem ersten Tag auch irgendwie beschäftigt werden und bekam den Auftrag: „Kärtchen zu den Pflanzen stecken! Brauchst nur auf die bunten Abbildungen schauen, dann siehst gleich, wo es hingehört.“
Ein Stammestanz, hihi. Die E. und die Z. sollten auch initiiert werden, das verbindet.
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Ich hatte mir einen Chilitopf gekauft, aber die Früchte sind viel zu mild.
Schade, denn ich koche sehr gerne scharf.
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Huch, ich glaube zu mild gibt es für mich gar nicht 🙂
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😀
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Kaffee quer über den Tisch geprustet – you made my day – 😂😎
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So hatte unser Leiden wenigstens einen Sinn 😉
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