Zeichnen, malen, basteln. Jeden Tag entstehen neue Kunstwerke in unseren vier Wänden. Die Stilrichtung geht wohl in Richtung abstrakter Expressionismus. Ausgedrückt wird auf jeden Fall sehr viel dabei: Klebstofftuben, Glitzerstifte, Wut über die Schwester, die auf demselben Papier mitzeichnen möchte.
Und erst die Eindrücke, die das hinterlässt! Der Kindermaltisch wird wohl auf ewig mehr bunt als holzfarben bleiben und wir haben keinen einzigen Filzstift mehr, der nicht eine völlig plattgedrückte Spitze hätte. Selbst wenn Hersteller behaupten, ihre Ware würde größtem Druck standhalten, kann ich Gegenteiliges belegen: Lassen Sie meine Kinder zwei Minuten mit einer Packung Filzstifte alleine. Als Qualitätskontrolle für solche Produkte würde ich ohnehin Testreihen in Kindergärten vorschlagen.
Zum Geburtstag für den Papa sollte es also etwas Selbstgestaltetes von den Kindern geben. Mit großem Eifer kritzelten die 2- und die 4-Jährige Glückwunschkarten voll. Ich konnte dabei feststellen, dass meine kleine Z bereits eine coolere Unterschrift hat als ich. Locker aus dem Handgelenk ein Schnörkel. Da schaut meine Signatur dagegen aus, wie von einem Schulkind mühevoll, Buchstabe für Buchstabe gemalt. Ich hätte mir für meinen ehelichen Namen irgendwann eine Paraphe einfallen lassen soll, jetzt bin ich durch die Kreditkarten auf die Schönschrift festgelegt. Schicksal des bequemen, bargeldlosen Zahlens.
Die reich verzierten Glückwunschkarten versteckten wir dann, um sie meinem Mann an seinem Geburtstag feierlich zu überreichen.
Kaum kam der Papa an jenem Tag nach Hause, stürmte die 4-jährige E auf ihn zu und rief: „Du kannst schon kommen, wir haben die Karten für deinen Geburtstag schon im Kasten versteckt!“
Als ihr dann noch einfiel, dass sie auch noch eine Maske für ihn gebastelt hatte, holte sie diese schnell und sagte direkt vor meinem Mann zu mir: „Mama, die Maske will ich Papa auch schenken – als Überraschung. Die müssen wir noch im Kasten verstecken.“
Beim Überreichen der Geschenke war ihr dann aber immens wichtig, dass der Papa die Augen geschlossen hielt, bis er Karte und Maske in die Hand gedrückt bekam. Eh klar, sonst wäre es ja keine Überraschung mehr gewesen 😉
Ach, es ist einfach herrlich, mit wie viel Begeisterung sich die Kleinen auf solche Sachen stürzen. Was sind da schon eingedrückte Filzstifte?
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Tja, das kenn ich.
Man schwankt unterbewusst zwischen “Hach, herrlich. Sie sind so süß und wir lieben sie über alles“ und dem eher erzieherischen “Jetzt haben wir ja kein Geheimnis mehr..“
Zum Glück besiegt die Liebe alles. Meistens.
Schöner Text, danke für’s Teilen.
Vorwochenendgrüße
Jens
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Lieber Gruß zurück! 🙂
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Immerhin, das Konzept des „Den Eltern etwas vortäuschen oder vorheucheln“ ist ihr noch nicht KOMPLETT in Fleisch und Blut übergegangen. 🙂
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Wunderbar wie du immer das Gute im Menschen findest und ganz nebenbei Dystopien an die Wand zeichnest, die mir den Atem stocken lassen 😉
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Meine Spezialdisziplin. 😅
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