Auf mich haben leere Einkaufsstraßen am Morgen eine wunderbar entspannende Wirkung.
Der Müll vom Vortag türmt sich noch am Straßenrand, in den Geschäften ist es dunkel oder nur schummriges Licht, die Kleiderständer, die tagsüber am Gehsteig locken, drängeln sich hinter der Eingangstür. Nur in der heimeligen Wärme der Frühstückscafés rührt sich schon etwas. Die Tische werden gedeckt, der frisch gebrühte Kaffee in Kannen auf den Tresen gestellt und die Körbchen mit duftenden Croissants neben den Tellern mit Käse, Butter und Marmelade platziert.
Auf der Straße eilen einzeln verstreut ein paar arbeitsame Menschen zur U-Bahn, zu den Bussen oder sie verschwinden in Hauseingängen, um in modern eingerichteten Büros hinter Altbaufassaden bis zum frühen Abend Telefonate zu führen, Ordner zu wälzen und e-mails zu schreiben.
So zumindest meine Vorstellung eines Arbeitstages jener, hinter denen die großen alten zweiflügeligen Türen ins Schloss fallen.
Glasfassaden, Leuchtreklamen, verspielte steinerne Greise der Jahrhundertwende stehen dicht an dicht in leichtem Bogen.
Ich denke dann an Urlaub. Und ein angenehmes Gefühl lullt mich ein, während ich mit einem dümmlichen Lächeln auf den Lippen und tief in den Manteltaschen vergrabenen Händen flotten Schrittes durch die kalte Winterluft eile.
Paris 6 Uhr im Sommer auf dem Weg zum Zug, der uns ins Disneyland bringen soll. Zu früh für ein Schokoladecroissant, weil die Stadt der Liebe noch schläft.
London, gegen 8 Uhr morgens im Frühjahr, am Themseufer. Gut, in London ist man zu Fuß in der Innenstadt selten alleine unterwegs. Um rechtzeitig ins Seminarhotel zu kommen schiebt man sich besser im Bulk der Pedestrians über Brücken als in einem Taxi im Stau oder fast bewegungsunfähig eingezwängt in einem U-Bahnwaggon zu stecken.
Wien, ein Februarmorgen und ich. Niemand trödelt vor meinen Füßen herum. Die handvoll Menschen auf der Straße vor mir wissen genau wohin sie wollen.
Auch ich weiß genau, wohin ich will. Heute musste ich die Kinder nicht in den Kindergarten bringen, da Ferien sind. Heute durfte ich in der Früh einfach nur aufstehen, frühstücken, mich (und nur mich!) fertigmachen und aus dem Haus gehen. Voller Tatendrang will ich die gewonnene Zeit sinnvoll nützen.
Kein abruptes Stehenbleiben bummelnder Touristen, keine unvermittelt abbremsenden Auslagenschauer, die man umschiffen muss, keine übervollen Einkaufstaschen, die ein Überholen unmöglich machen.
Fast alles ist noch zu hier.
Wunderbar.
Fast alles ist noch zu hier.
Oh!
Mit leeren Taschen zog ich nach meinen leeren Kilometern dann wieder von dannen. Auch das Geschäft, das ich angesteuert hatte, war – natürlich! – noch geschlossen.
Und die Lehre aus der Leere: Wer zu früh da ist, muss länger warten.
Sag ich immer, früh aufstehen ist in jeder Hinsicht bedenklich 🙂
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Ach ja, ich geh mal eben vor der Arbeit … das ging schon manches Mal schief. Zum Glück kann ich meistens den Arbeitsbeginn großzügig etwas später definieren.
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Darüberhinaus vergißt man dann manchmal ganz, dass die Geschäfte nicht immer offen haben, wenn man vorbeikommt 😉
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😂😂😂 das kenne ich. In aller Frühe in die Stadt und vor zehn tut sich da nix. Bis auf Starbucks, da klappt es dann mit einem lecketen Cappuccino und der Entspannung. Herrlich. LG
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Ohja … Ich finde diese Leere auch sehr angenehm, wenn auch manchmal etwas gruselig. Wobei meine Alma Mater es da echt übertrieben hat: Die meisten Geschäfte in der Innenstadt öffneten erst um 11. *gg*
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11?! Da fängt ja schon die Mittagspause an!
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Für Studierende, die gefühlt die Hälfte der Bevölkerung ausmachen, ist das die Zeit, sich aus den Kneipen ans Tageslicht zu wagen. ^^
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