Mitzuerleben wie Kinder zur Sprache finden, empfinde ich tatsächlich als eine der großen Belohnungen für die mühevolle Kleinarbeit davor. Seit ich in Karenz bin rede ich täglich laut vor mich hin, was ich gerade tue, tun werde oder getan habe und das in der dritten Person: „Die Mama war nur kurz im Keller„, „Die Mama geht nur schnell ins Badezimmer, dann schauen wir ein Buch an„, „Die Mama muss jetzt kochen„.
Zum Glück gelingt es mir mittlerweile ganz gut diesen ständigen Narrator im Büro zu unterdrücken. Lediglich den Ausruf „Krawuzi!„, der sich vor vier Jahren in mein Vokabular schlich um ein gezischtes „Sh!t“ zu ersetzen, wenn etwas nicht nach Plan lief, sollte ich mir wieder abgewöhnen. Die Blicke der Vorgesetzten sind doch zu eigenartig, wenn man z.B. Kostenvoranschläge mit Kasperlausdrücken kommentiert.
Die Blogtitel der letzten Woche waren meist recht zahlenlastig: 1, 2 und 4 hatten wir schon. Alle guten Dinge sind aber bekanntlich 3. Kaum hatte ich hier am Blog stolz verkündet, dass unsere kleine Z langsam ihre 1-Wort-Grammatik zu vielsagenden 2-Wort-Sätzen ausbaut, schon passierte Folgendes:
Z hatte ein Spielzeugtelefon am Ohr und brabbelte fröhlich hinein. Auf unsere Nachfrage, mit wem sie denn telefoniere, kam ein strahlendes „Mama!“ zurück. Ich spielte gerne mit und tat so, als bekäme ich einen Anruf von ihr. Die Freude auf allen Seiten war groß. Kaum hatte ich das imaginäre Telefonat beendet, sagte Z: „Ich rufe Papa!“ und hielt sich den Telefonhörer wieder ans Ohr.
Meinem Mann und mir blieb der Mund vor Staunen offen stehen. Unsere Tochter hatte gerade einen fast vollständigen Satz gesagt und das, nachdem ich noch immer nicht weiß, was ihr „Neit neit … aus …dinter …dinter …dinter“ Lied bedeutet (Kennt das jemand?*) und die längsten verständlichen Antworten bisher der Art „Nein, meins!“ oder „Nein, Mama“ (Reaktion auf die Bemerkung, dass sie heute vom Papa ins Bett gebracht werden soll) sind.
„Ich rufe Papa“ ist eine ganz neue Liga.
Wir strahlten vor Glück, klopften uns gegenseitig auf die Schulter, tätschelten Z stolz den Kopf und führten kleine Freudentänze auf. Hätte sie noch ein „an“ ans Satzende gestellt, hätten wir vermutlich sofort einen Termin für einen IQ-Test vereinbart und die Stipendienmöglichkeiten für Hochbegabte online recherchiert. Selbstverständlich ließ sich der Satz nicht mehr reproduzieren:
„Kannst du das noch einmal sagen?“ – „Nein!“
„Wen rufst du an?“ – „Mama!“
„Mit wem telefonierst du dann?“ -„Mama!“
„Mit wem möchtest du telefonieren?“ – „Mama!“
„Möchtest du den Papa anrufen?“ – „Nein!“
* Es stellte sich übrigens heraus, dass es sich um die Lieder „Es schneit“ von Zuckowski (Es schNEIT, es schNEIT, kommt alle AUS dem HAUS) und vermutlich um „Kling Glöckchen, klingeling“ (dinter = Winter) handelt 😉
Was für eine zauberhafte Geschichte. Meine Tochter nannte so mit 1,5 jeden Mann „Gugelgu“, nur Kellner waren Döddel“, also immer wenn sie einen Kellner sah rief sie fröhlich „Dat is Döddel“. Wie die drauf kam? Keine Ahnung
Liebste Grüße Ela .
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Ha, herrlich!! 😀
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