Meine kleine Tochter Z hilft (noch) sehr gerne im Haushalt – wie ich hier schon einmal erzählte – und räumt oft sogar selbständig Gegenstände, die herumliegen, an ihren Platz zurück – vor dem Schlafengehen, wenn ich sie aus dem Kindergarten abhole und sie den Gruppenraum verlässt etc. Kann sie etwas selbst nicht wegräumen, weil sie z.B. selbst noch nicht auf ein Regal hinauf reicht, dann drückt sie mir das Etwas in die Hand und deutet nachdrücklich dorthin, wo das Ding zu verstauen ist. Sie merkt sich auch insgesamt sehr gut, wo sie Dinge hingelegt oder hergenommen hat. Alles in allem ein wahrer, hilfsbereiter und ordentlicher Schatz!
Neulich zur Essenszeit war ich gerade dabei den Tisch zu decken, als Z in die Küche kam und sich gleich zu Tisch setzen wollte, da sie offensichtlich schon sehr hungrig war. Ich bat sie, noch rasch ein Spielzeug, das auf dem Boden lag, hinüber ins Wohnzimmer zu tragen. Z lief sofort diensteifrig zu dem Spielzeug, schnappte es und rannte damit Richtung Wohnzimmer. Dann blieb sie haarscharf an der Grenze zwischen Küche und Wohnzimmer stehen und ließ das Spielzeug – plumps – einfach ins Wohnzimmer fallen, genau hinter die „Grenzlinie“. Danach kam sie zufrieden (mit der eigenen Leistung und der perfekten Erfüllung der Aufgabe) und vermutlich noch ein klein wenig hungriger als zuvor wieder zum Esstisch zurück gelaufen und wollte endlich in ihren Hochstuhl gehoben werden.
Ich war … äh … sprachlos. Aber sie hatte genau das getan, worum ich sie gebeten hatte, auch wenn ich mir das eigentlich anders vorgestellt hatte.
Mhm … Da ich mich ja dazu verstiegen habe, mögliche Berufsperspektiven für das Kind aufzuzeigen … Wenn sie zukünftig lernt, ihren Aktions-Spielraum noch weiter auszudehnen (Kannst du bitte das Spielzeug ins Wohnzimmer bringen? – Ja!), bzw. für Außenstehende zu minimieren, dann könnte sie auch im Öffentlichen Dienst recht erfolgreich sein.
Aber es ist doch echt erstaunlich, wie viel Ungesagtes an sozialen Verhaltensanforderungen in einer so harmlosen und vermeintlich eindeutigen Aufforderung steckt.
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Als Mitarbeiter und Kollegen können solche Menschen sehr anstrengend sein. Sie erziehen aber zu präziser Aufgabenstellung. Bei Kindern im Alter von Z nötigt es mir aber noch Respekt ab. Kluges Kind!
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Stimmt, wenn Erwachsene so buchstabengetreu handeln, kann es ganz schön mühsam werden. Zeilenende dachte da auch schon an gewisse Berufsgruppen 😉
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🙂 Ja, ja, zwischen Können, Tun und Wollen ist sehr viel Platz 🙂
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Das kenne ich! Allerdings nicht mit dem Wohnzimmer, sondern mit den Kinderzimmern! Manchmal konnte man es kaum noch betreten! Inzwischen lautet die Ansage: „Bring es in Dein Zimmer und räume es sofort weg! Jetzt!“
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Da gibt es dann kaum noch Argumentationsspielraum, dafür aber wieder Raum, zum Spielen 😉
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