E liebt Bücher. Derzeit lesen wir manchmal eine Geschichte über einen Marienkäfer, der traurig ist, weil er immer alleine spielen muss. Er macht sich auf die Suche nach Freunden und wird – wenig überraschend für die Story eines Bilderbuches – schließlich fündig: Ein zweiter Marienkäfer taucht auf, die beiden werden Freunde und spielen von da an immer miteinander. Happy End.

Im Kindergarten, in den meine Töchter gehen, wurden auch Plätze für Flüchtlingskinder geschaffen. So gibt es bei E seit September ein kleines syrisches Mädchen namens M in der Gruppe. E erzählt gelegentlich von ihr, allerdings betont sie stets, dass M keine Freunde habe. Und – das trifft mich dann noch mehr – dass auch sie nicht mit M spielen wolle. Nun ist es so, dass E mittlerweile einige sehr gute Freundinnen im Kindergarten hat, und diese Mädchenclique will  am liebsten unter sich bleiben.

Als wir wieder einmal die Marienkäfer Geschichte gelesen hatten und die Sprache auf M kam, erklärte ich meiner Tochter, dass sich M vermutlich auch Freunde wünscht und sehr traurig ist, wenn niemand mit ihr spielen möchte.

Danach sprach E lange nicht mehr über M. Bis gestern. Auf dem Weg in den Kindergarten fing E plötzlich an zu erzählen:

Gestern ist etwas geschehen.“

Wenn eine 3-jährige ihre Erzählung so einleitet, spitze ich natürlich die Ohren. E fuhr fort:

Ich habe M gestern gesagt, dass ich nie wieder schlimm bin zu ihr, und dass ich jetzt ihre Freundin bin und sie beschützen werde.“

Meine Tochter ist zwar nicht immer das bravste Kind im Kindergarten, aber sie hat ein gutes Herz und dafür liebe ich sie ganz besonders.

Und Integration fängt im Kopf an. Schon klitzekleine Schritte in die richtige Richtung können vielleicht etwas bewirken. Ich bin jedenfalls gespannt wie die Geschichte weitergeht.