Falls jemand wissen möchte, wie es dem Serienmörder aus der Vorwoche inzwischen ergangen ist, für den/die sei diese abc-Etüde geschrieben rund um die drei Wörter, gespendet von Petra Schuseil (Wesentlich werden) für die abc-Etüden, zu denen Christiane einlädt.
Winterreifen
eifersüchtig
stolpern
in eine Kurzgeschichte aus maximal 300 Wörtern verpacken. Los geht’s:
Es wurde knapp für ihn. „Eifersüchtig“ hatte sie ihn genannt, die dumme Schnepfe. Psychiater bilden sich immer ein, besser zu wissen wie ein Mensch zu sein hat oder was an ihm falsch ist. Quacksalber, waren sie alle! Er war nicht eifersüchtig auf die anderen Menschen, denen es leicht fiel Kontakt herzustellen. Er brauchte die anderen Menschen nicht. Er verachtete sie alle, ganz besonders die falsch-freundlichen ehemaligen Mitschülerinnen, die plötzlich, nach Jahren in seinem Büro auftauchten, weil sie dachten, ihn durchschaut zu haben.
Doch niemand konnte in ihn hineinsehen, in die kochende Lava seiner Wut, in das menschenverachtende Ungeheuer, das aus seinem so lange erniedrigten Ego geworden war. Wehe, wenn es losgelassen! Da rissen sie alle ihre kleinen, blinden Augen auf und wünschten doch, sie würden nicht das Ende sehen müssen, das ihnen blühte.
Sein eigenes Haus hatte er längst präpariert. Der Draht rund um seinen Garten war so gespannt, dass ungebetene Gäste sofort darüber stolpern und einen elektrischen Schlag bekommen würden, aber hier – in der Öffentlichkeit – musste auch ein mörderisches Genie wie er die Flucht antreten.
Er wünschte nur, er hätte Winterreifen an seinem Auto als er nun, nach nur ein paar Kilometern auf der Anhöhe zum Wienerwald feststeckte.
Endlich tauchte ein Blinklicht im Schneegestöber auf. Unglücklicherweise war es weder die orangene Warnleuchte eines Schneepfluges noch das blitzende Blaulicht der Feuerwehr, sondern ein Polizeiauto.
Nervös griff er mit der Rechten zum Skalpellset, das bereits ausgebreitet neben ihm auf dem Beifahrersitz lag, während seine Linke den Fensterknopf betätigte, um den auf ihn zustapfenden Inspektor zu „begrüßen“.
„In summo periculo timor misericordiam non recipit“ schoss es ihm durch den Kopf. Nein, Mitleid kannte er nicht und er selbst befand sich jetzt in höchster Gefahr – der Gefahr, gefasst zu werden.
Geht das Richtung Falco? Drah di net um, der Kommissar geht um?
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😉 Hehe, ausgezeichnete Assoziation!
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eiskalter Typ … interessante Kurzkrimifolge im Wienerwald … bin gespannt … freue mich, dass du mitgeschrieben hast. HG. Petra
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Was ich witzig finde: Mein Lateinunterricht ist echt lange her, aber mir fällt automatisch die Grammatik ein, jedenfalls Teile davon, und Vokabeln.
Dann warte ich mal auf den nächsten Teil 😀
Liebe Grüße
Christiane
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