Wir saßen gemütlich bei Tisch, die Kinder bastelten als – Rumms! – die Treppenkindersicherungstür, oder wie auch immer so ein Ding heißen mag, aus den Angeln fiel. Vier Augenpaare richteten sich erschrocken auf die am Boden liegende Gittertür. Mein Mann und ich  dachten sofort dasselbe: Ein Zeichen, dass es Zeit wird, das Ding weg zu geben. Immerhin werden die Kinder demnächst vier und sechs.

Die Türe hatten wir sowieso nur noch, um die Katzen davon abzuhalten, nächstens zu den Kinderzimmern zu gelangen und mit Gemaunze den Schlaf der Gerechten zu wecken. Jeder, der Kinder hat, weiß vermutlich, wie wertvoll die Zeit ist, wenn der Nachwuchs endlich im Bett ist.

Nun kann man die Vierbeiner aber eigentlich auch durch eine andere Türe weg sperren. Und genau genommen sind es die Katzen, die ihre Ruhe haben wollen. Rentner schätzen ihren Schlaf eben genau so wie Eltern.

Also schnappte mein Mann einen Schraubenzieher, montierte die letzte widerspenstige Schraube ab, die sich noch schwach gegen eine Entfernung wehrte und der Zugang zur Stiege war frei. Ein kleiner Schritt für die Familie Mama, ein großer Schritt für die Familie Mama! Oder so ähnlich.

Es ist nun aber auch so, dass bei uns der Fasching, alias die Karnevalszeit, bereits vor dem 11.11. beginnt und mit dem Anbrechen der Fastenzeit noch lange kein Ende nimmt. Verkleiden liegt einfach im Trend. Die Kinder ziehen sich geschätzt eine Zillion Mal um, wenn es darum geht, Fantasiefiguren zu verkörpern, nur wenn man will, dass sie sich rasch ankleiden, weil man es morgens schon eilig hat, um außer Haus zu kommen, legen  sie das Tempo einer schlafwandelnden Nacktschnecke an den Tag.

Aus einem mir nicht näher bekannten Grund ist es desweiteren so, dass die Kostüme und Kleidungsstücke, welche verwendet werden, nicht von selbst zurück in die  Kästen, den Wäschekorb oder die Kostümierungskisten wandern. Nein, die glitzernden Prinzessinnenkleider, die Angst einflößenden Piratenjacken, die gruseligen Hexenumhänge, all das liegt verstreut im ganzen Haus herum und wartet geduldig darauf, dass M. Mama vorbeikommt, um es Stück für Stück einzusammeln und an den richtigen Platz zurück zu bringen. Sie hat ja sonst keine anderen Aufgaben hier im Haushalt zu erfüllen.

Bekannterweise ist M. Mama super sportlich (zumindest ihr Blogger Alter Ego behauptet das nach wie vor ungeniert), gleichzeitig versucht sie die Wege, die sie untertags zurücklegen muss, so effizient wie möglich zu gestalten. Graphentheorie, Dijkstra-Algorithmus, lineare Optimierung, etc. Man tut, was man kann, um seine Zeit optimal einzuteilen. Alternativ brüllt man sich die Seele aus dem Leib, ob man hier denn der einzige ist, der  fähig sei, aufzuräumen.

Rumms, war die Tür aus den Angeln gefallen. Und ein paar Minuten später der Weg zur Kindheit ohne Beschränkungen geebnet. Wir hatten uns von dem Schrecken gerade erholt und gingen unseren Beschäftigungen weiter nach. Ich machte mich ans Aufräumen und stolperte schon bald über einen Rock, der zu den Verkleidungssachen gehörte. Mir war gerade nicht nach Höhenluft, also ließ ich ihn wie gewohnt dort fallen, wo wir alles zwischenlagerten, was in den oberen Stock getragen werden sollte. Auf der  Treppenkindersicherungstür. Aber, oh Schreck! Da war gar keine Tür mehr!

Wo, bitte schön, sollte ich jetzt die Sachen fallen lassen, für die ich zu faul war, extra nach oben zu gehen?!?!?!?!

Schmerzlich wurde mir bewusst, dass die Tür mehr war, als nur eine Sicherung für Kinder und gegen Katzen. Sie war ein Teil unserer Garderobe, ein Stück unseres Alltags gewesen! Wochenlang hatten wir die Schianzüge dort hängen gehabt, statt sie hinter der Tür in der Garderobe ordentlich auf Bügel zu hängen. Der Grund dafür war noch nicht einmal (nur) Faulheit, sondern ein ganz praktischer. Auf der Treppentür konnten die Kinder die Anzüge selbst erreichen und rasch reinschlüpfen, wenn wir in den Garten wollten. Wenn Besuch kam – Kinderbesuch – legte auch der seine Jacken einfach dort ab, denn dort kamen er auch wieder daran, und die eigentlich Kindergarderobe ging sowieso über mit Jacken und Westen.

Ja, mit einem ordentlichen Rumms wurde mir gezeigt, wir groß die Kinder jetzt schon sind, und dass ich zukünftig mehr Sport machen werde, ob ich will oder nicht!